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Drei einfache Möglichkeiten zur Stärkung des Gehirns

    Das menschliche Gehirn ist mit rund 100 Milliarden Nervenzellen eines der komplexesten Organe überhaupt – es steuert nicht nur überlebenswichtige Funktionen wie Atmung, Verdauung und Bewegungskoordination, sondern bildet auch das Zentrum für Denken, Fühlen und Erinnern. Neurowissenschaftler betonen zunehmend, dass das Gehirn bis ins hohe Alter plastisch bleibt – es kann sich ständig umbauen, neue neuronale Verbindungen knüpfen und sich an neue Anforderungen anpassen. Der Erhalt und die Förderung dieser Plastizität sind nicht allein durch klassische Maßnahmen wie gesunde Ernährung, Schlaf und Bewegung erreichbar. Der Neurowissenschaftler Kevin Woods hat in aktuellen Beiträgen (Woods, 2024) nennt drei ungewöhnliche, aber einfach umsetzbare Strategien, die das Gehirn auf unkonventionelle Weise unterstützen können:

    Die erste Maßnahme – das Kauen von Kaugummi – mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, hat jedoch weitreichende Effekte. Studien zeigen, dass das Kauen die Durchblutung im Gehirn anregt, insbesondere in Regionen wie dem Hippocampus und dem präfrontalen Cortex. Diese Areale sind maßgeblich an Gedächtnisprozessen, Motivation und Lernfähigkeit beteiligt. Durch das erhöhte Angebot an Sauerstoff und Glukose können kognitive Funktionen verbessert und Stress reduziert werden. Wichtig sei laut Woods die Wahl eines geeigneten Kaugummis mit langanhaltendem Geschmack und stabiler Konsistenz. Zwar konnte in anderen Studien auch das Kauen harter Materialien wie Holzstifte eine Erhöhung des Antioxidans Glutathion im Gehirn nachweisen, doch birgt diese Variante offensichtliche Risiken und eignet sich nicht für den Alltag.

    Ein weiterer unkonventioneller Ansatz ist das Rückwärtsgehen. Diese Bewegungsform, auch als Retro-Walking bekannt, stellt eine größere kognitive Herausforderung dar als das Vorwärtsgehen. Das Gehirn muss komplexere motorische Signale verarbeiten und ungewohnte Bewegungsabläufe koordinieren, was die Bildung neuer neuronaler Pfade fördert. Studien belegen, dass rückwärts gehen nicht nur das Gleichgewicht, die Koordination und die Körperhaltung verbessert, sondern auch die Gedächtnisleistung und die Problemlösungsfähigkeit steigern kann. Zudem verbrennt man bei dieser Aktivität mehr Kalorien und trainiert Muskelgruppen, die beim normalen Gehen weniger beansprucht werden. Für den Einstieg empfehlen Experten langsames Tempo, einen ebenen Untergrund und bewusste Körperhaltung, um Verletzungen zu vermeiden.

    Die dritte Methode – das Summen – zielt auf die Aktivierung des Vagusnervs ab, einer zentralen Verbindung zwischen Gehirn und inneren Organen. Der Nerv ist für die Regulation zahlreicher Körperfunktionen zuständig, darunter Verdauung, Atmung, Herzfrequenz und das Sättigungsgefühl. Durch das Summen wird der Vagusnerv auf natürliche Weise stimuliert, was nachweislich Stress reduziert, die Stimmung hebt und die Entspannungsfähigkeit erhöht. Zusätzlich verbessert sich durch die kontrollierte Atmung beim Summen die Herzratenvariabilität, ein Marker für Resilienz und emotionale Regulation. Studien mit Chorsängerinnen und Chorsängern zeigen sogar positive Effekte auf die kognitive Leistung und die Aufmerksamkeitskontrolle.

    Es zeigt sich, dass selbst kleine Veränderungen im Alltag eine große Wirkung auf die Gehirnleistung und -gesundheit entfalten können. Das Zusammenspiel aus Bewegung, bewusster Körperwahrnehmung und rhythmischen Aktivitäten aktiviert zentrale neuronale Schaltstellen, stärkt die Plastizität und kann langfristig das Risiko neurodegenerativer Erkrankungen senken. Zum effektiven Gehirntraining sind keine Hightech-Methode notwendig, denn manchmal reicht ein Kaugummi, ein ungewohnter Schritt oder ein Ton, der durch den Körper schwingt. Allerdings wirkt nicht jede Methode bei jedem Menschen gleich, sodass eine individuelle Erprobung und ein achtsamer Umgang mit dem eigenen Körper zentrale Bestandteile einer nachhaltigen kognitiven Selbstfürsorge bleiben.

    Literatur

    Woods, K. (2024, Juni 23). Three quirky ways to keep your brain healthy. In New York Post.
    https://nypost.com/2024/06/23/brain-hacks-by-harvard-trained-neuroscientist


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