Grundsätzliches: Die Fähigkeit, erfolgreich mit anderen Menschen zu kommunizieren, ist für den Alltag von grundlegender Bedeutung, wobei noch nicht endgültig geklärt ist, wie das menschliche Gehirn aus akustischen Sprachsignalen eine Bedeutung ableitet oder die Kommunikationspartner anhand ihrer Gesichter erkennen kann. Spracherkennung hängt dabei einerseits von der Klarheit der akustischen Eingabe als auch andererseits von dem ab, was ein Mensch zu hören erwartet, denn so kann sich etwa bei ungünstigen Hörbedingungen wie in einer Videokonferenz mit schlechter Audioqualität, die Wahrnehmung dessen, was gesagt wurde, deutlich zwischen den Hörern unterscheiden, obwohl alle das identische Sprachsignal erhalten haben. Auch bei der Gesichtserkennung hängen die Reaktionen des Gehirns auf Gesichter von Vorerwartungen ab und spiegeln nicht nur die dargestellten Gesichtsmerkmale wider. Diese Erkenntnisse unterstreichen, dass Wahrnehmung ein aktiver Prozess ist, bei dem eingehende sensorische Informationen im Hinblick auf Erwartungen interpretiert werden, wobei die neuronalen Mechanismen, die eine solche Integration sensorischer Signale und Erwartungen unterstützen, noch identifiziert werden müssen.
Niemand ist leichter zu täuschen, als der Mensch, besonders derjenige, der sich für gebildet hält. Schon für einen mittelmäßigen Amateur-Zauberkünstler ist dies kein Problem, und für den professionellen Illusionisten erst recht nicht. Von Pfaffen, Hütchenspielern, Versicherungsmaklern, Werbepsychologen, Politstrategen und natürlich den Illuminaten ganz zu schweigen …
Sehen:
– hell, dunkel
– Farben
– Formen
– Kontrast
– Position im Raum, Entfernung, Bewegung
Man kann nicht um die Ecke sehen. Die Augen sind verschließbar. Im Schlaf sieht der Mensch seine Außenwelt nicht. Sinn der größten Distanz, seit dem Mikroskop auch der kleinsten Distanz. Das Sehen scheint in vielen seiner Differenzierungen die jüngste physiologische Entwicklung des Menschen zu sein. Besonders auffällig in der Geschichte ist die graphische Entdeckung der Perspektive und die perfekte flächige Abbildung des Raumes seit der sogenannten Renaissance. Hunde sehen auf dem Fernsehbildschirm nur bewegte farbige Flächen, während der Mensch weiß, was er dort sehen soll. Sehen ist der bewußteste aller Sinne, siehe Metaphern wie „Einsicht“, „sehen“ steht oft synonym für „erkennen“ und „verstehen“; dennoch ist es der Sinn, der sich am leichtesten „hinters Licht“ führen läßt. Man kann nur ein Ding zur Zeit ansehen und muß mehrere Dinge nacheinander betrachten. Es ist nicht nur der oberflächlichste, sondern auch der langsamste aller Sinne, obwohl Licht die schnellste Geschwin
digkeit hat.
Hören:
– laut, leise (Dynamik)
– hoch, tief (Klang“farbe“: hell, dumpf)
– Geräusche, Töne, Klänge (Harmonien, Disharmonien)
– Position im Raum, Entfernung, Bewegung
Man kann um die Ecke hören. Die Ohren sind nicht verschließbar. Der Mensch hört im Schlaf, was um ihn herum geschieht. Das Hören ist aus einer Differenzierung des körperlichen Fühlens entstanden. 90 bis 95 % des Gehörten verarbeitet der Mensch nicht bewußt, es sei denn er will es. Und selbst dann muß er diese Fähigkeit erst beherrschen lernen, z.B. der volle Genuß aller Instrumente eines Symphoniekonzerts. Theoretisch kann man unbegrenzt viele Informationen gleichzeitig hören. Der Hörsinn ermöglicht über die Sprache auch eine indirekte Wahrnehmung, die sogenannte Information, die in einer späteren Entwicklungsphase durch das Lesen und Schreiben auf den Seh-Sinn ausgeweitet wurde, und in jüngerer Zeit durch die Blindenschrift auch auf den Tastsinn, das sog. Fühlen. Allerdings: Untersuchungen von polnischen Wissenschaftlern zeigten, dass beim Aneignen der Blindenschrift Braille das Sehzentrum im Gehirn aktiviert wird und nicht die für den Tastsinn zuständige Hirnregion.
Fühlen:
– weich, hart
– fest, flüssig
– glatt, rauh
– warm, kalt
– trocken, naß
– Gleichgewicht, Bewegung
– körperliches Hören über das Zwerchfell: z.B. Elefantenherde, Türknallen
– Hunger, Durst etc. und deren Stillung
– Lust (z.B. Schmaus, „Rausch“, Orgasmus) und Schmerz
– Gesamtbefinden: gestärkt, geschwächt, krank
Fühlen ist nur bei unmittelbarem Kontakt möglich, ohne Distanz. Das körperliche Fühlen ist unmittelbar mit dem Existenzbewußtsein verkoppelt und der älteste aller Sinne. Es funktioniert rund um die Uhr, egal ob wach oder nicht, im normalen Alltagsablauf größtenteils aber unbewußt, und im Schlaf noch unterschwelliger.
Körperliche Gefühle von Lust und Schmerz bis hin zur chronischen Krankheit, können auch von seelischen Zuständen verursacht werden, von Emotionen wie Freude, Angst, Liebe, Haß etc.
Schmecken:
Es gibt fünf Grundrichtungen des Geschmacks:
– süß
– sauer
– bitter
– salzig
– scharf
als sechste vielleicht: fade, (fast) geschmackslos
Schmecken kann man nur bei Einnahme in den Körper, ohne Distanz. Schmecken funktioniert nur bei gleichzeitiger (Mindest-)Atmung und ist dem Riechen aufs engste benachbart.
Riechen:
(sprachlich nicht differenziert, sondern unbestimmt: „mild“, „stechend“ etc., manches ähnlich wie schmecken: „süßlich“, „scharf“ etc.)
– angenehm
– unangenehm
– bedingt räumlich
Der unbewußteste aller Sinne. Man kann die Nase bedingt schließen. Riechen hängt vom Atmen ab. Riechen ist quasi ein Schmecken auf Distanz, dennoch eine Einnahme in den Körper. Man kann um die Ecke riechen. Und während des Schlafes. Der Geruchssinn ist aus einer Differenzierung des Schmeckens entstanden, inzwischen aber der weitestgehend degenerierte Sinn des Menschen, zumindest des „modernen“.
Denken:
In vielen außereuropäischen Weltanschauungen ist das Denken ebenfalls eine sinnliche Wahrnehmung, mit welcher der Mensch aber nicht nur äußere Dinge und Zusammenhänge um sich herum, sondern vor allem in seinem eigenen Inneren (Seele, Geist etc.) realisieren kann.
– Erinnerung
– Verstand, Ratio (passiv)
– Vernunft, Logik (aktiv)
– Assoziation
– Phantasie
– Intuition
– Inspiration
– Traum
Außersinnliche Wahrnehmung (ESP):
Der Vollständigkeit halber sei hier auch die außersinnliche Wahrnehmung erwähnt, die jedoch offiziell nicht als real anerkannt ist, obwohl Rhine bereits in der 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Existenz von Telepathie und Hellsehen mithilfe von Massenuntersuchungen und deren statistischer Auswertung wissenschaftlich bewiesen und damit sogar die Aufmerksamkeit der Militärs erregt hatte. Manche Menschen (sog. Sensitive, Medien, Spökenkieker etc.) behaupten, sie können unterirdische Wasseradern, Erdstrahlen oder die Aura, das Energiefeld des Menschen (auch verstorbener) oder von Tieren und Pflanzen, wahrnehmen, wobei auch Hilfsmittel verwendet werden können, aber nicht unbedingt benötigt werden, die bekanntesten sind Wünschelrute und Pendel, für andere Arten der außersinnlichen Wahrnehmung andere Mittel, z.B. zur Zukunftsschau Spielkarten oder eine Kristallkugel, zur Kontaktaufnahme mit den Toten z.B. das sog. Oui-Ja-Brett oder das sog. automatische Schreiben in Tranc
e. Die Astrologie dürfen wir getrost als eine pseudo-rationale Form der außersinnlichen Wahrnehmung bezeichnen. Tenhaeff hält einen Teil der ASW für uralte, inzwischen jedoch degenerierte Wahrnehmungsformen (beachte in diesem Zusammenhang das Wort „A/ahnen“!), einen anderen Teil hingegen für neue und noch in der Entwicklung befindliche Wahrnehmungsformen. Es werden folgende parapsychologische Sinne unterschieden:
– Gedankenlesen (Telepathie kann auch noch aktiv als Gedankensenden verstanden werden.)
– Hellsehen, jeweils in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Prophetie)
– und möglicherweise: Offenbarung, Vision, Audition o. dgl. (passive Prophetie, durch Gott oder Geistwesen erhalten)
Viele Dinge können vom normalen Menschen nicht wahrgenommen werden, umgeben uns dennoch ganz real und wirken auch (mindestens unbewußt) auf uns:
– Ultraschall, über 15 – 20 tsd. Hz (je nach Alter)
– Infraschall, unter 20 – 30 Hz, es sei denn sehr laut, dann körperlich über das Zwerchfall, der größten Membran im menschlichen Körper
– Ultraviolett (z.B. Sonnenbad), in hoher Dosis Verbrennung, langfristig Krebs
– Infrarot, in hoher Dosis Verbrennung
– elektromagnetische Strahlung (z.B. Hochspannungsleitungen, Mikrowelle, Mobilfunk), in hoher Dosis erst Unwohlsein, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Stoffwechselstörungen, schließlich Krebs
– radioaktive Strahlung, in hoher Dosis erst Unwohlsein, später Krebs
– manche chemische Stoffe, sog. Gifte, verspätete Wahrnehmung der Folgen, z.B. Blei, Quecksilber, Cadmium, Dioxin
Übrigens haben manche Tiere eine dem Menschen weit überlegene Wahrnehmung, z.B. können Katzen bei extremer Dunkelheit sehen, Hunde Frequenzen bis 100 kHz hören und feinste Gerüche riechen, Brieftauben orientieren sich während ihres Fluges am Magnetfeld der Erde, Lachs und Aale und die Lemminge auf ihren Wanderungen wahrscheinlich ebenfalls, Wale können über hunderte von Kilometern weit hören, Seidenraupenschmetterlinge kilometerweit riechen, viele Tiere können Erdbeben (mithilfe eines hochsensiblen Gleichgewichtssinnes) und andere Katastrophen, wie Feuer und Flut, voraus„ahnen“, viele Haustiere, vor allem Hunde und Katzen, spüren ihre menschlichen Freunde nach einer Trennung über tausende von Kilometern auf usw.
Der Mensch lernt während der ersten Lebensjahre von seinen Mitmenschen und der Gesellschaft, wie und was er wahrzunehmen und wie er seine Wahrnehmung zu interpretieren hat. Dieses „Weltbild“ später in Frage zu stellen bzw. die Welt so wahr zu nehmen, wie sie wirklich ist, gelingt so gut wie niemandem, wenn er nicht eine besondere Bewußtseinsschulung über sich ergehen läßt. Wobei natürlich die Gefahr besteht, daß er noch mehr belogen und beschissen wird als vorher.
Quelle
http://web.utanet.at/stanglyc/psychoblogger/2006/04/die-sinne-des-menschen-und-seine.html (09-11-21)
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