Die Konditionierung steht grundsätzlich im Dienste der Anpassung. Ein junger Hund lernt z. B., einen bestimmten Geruchsreiz mit dem Erscheinungsbild eines gefährlichen Tieres zu verbinden. Er kann sich daraufhin rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Lebensbedingungen ändern sich jedoch im Laufe der Zeit. Für einen inzwischen erwachsen gewordenen Hund stellt das früher furchtauslösende Tier möglicherweise keine Gefahr mehr dar. Die zu einem früheren Zeitpunkt gelernte Verbindung – ein spezifischer Geruchsreiz weist auf die Annäherung eines gefährlichen Tieres hin und weckt Schutzreaktionen – hat keine Bedeutung mehr. Sie kann folglich verlernt werden.
Diesen Löschungsprozess bezeichnet man als Extinktion. Auf ihn wurde auch Pawlow aufmerksam. Als Pawlow bei seinem Versuchstier erreicht hatte, dass die Speichelabsonderung auch auf einen Klingelreiz hin erfolgte, fragte er sich, was wohl passieren würde, wenn man das Futter, den unkonditionierten Reiz, nicht mehr unmittelbar nach dem Klingelzeichen darbietet. Zur Beantwortung seiner Frage bot er mehrfach nur den konditionierten Reiz dar. Dabei konnte er beobachten, daß die Speichelabsonderung allmählich schwächer wurde; sie wurde extingiert.
Ebenso wie beim Erwerb einer S-R-Verbindung bedurfte es dazu der mehrfachen Wiederholung der Extinktionsbedingung: Darbietung von CS bei gleichzeitigem Ausbleiben von UCS. Das Vergessen eines Zusammenhangs stellt demnach einen genauso aktiven Prozess dar wie dessen Erwerb. Im Verlauf eines Extinktionsprozesses beobachtet man häufig das Wiederauftreten der konditionierten Reaktion nach Darbietung des kondtionierten Reizes, obwohl dieser gelernte Zusammenhang dem Anschein nach bereits gelöscht zu sein schien. Man nennt ein solches spontanes Wiederauftreten während der Extinktion eine spontane Erholung.
Nachricht ::: Stangls Bemerkungen ::: Stangls Notizen ::: Impressum
Datenschutzerklärung ::: © Werner Stangl :::