Geschwister verstehen und unterstützen sich gegenseitig, bewältigen Konflikte und schließen Kompromisse. Downey & Cao (2023) untersuchen in den USA und in China das Phänomen, dass immer mehr Kinder mit wenigen oder keinen Geschwistern aufwachsen. Frühere Studien hatten gezeigt, dass Kontextmerkmale eine wichtige Rolle bei der Bedeutung von Geschwistern spielen. Sowohl in China als auch in den USA war die Anzahl der Geschwister negativ mit der psychischen Gesundheit verbunden. In China ging es denjenigen am besten, die keine Geschwister hatten, ähnlich wie in den USA, wobei es keine Rolle spielte, ob es sich um Halbgeschwister oder Vollgeschwister handelte, da beide einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit hatten. Allerdings spielte der Altersunterschied zwischen den Geschwistern eine entscheidende Rolle, denn je geringer der Altersunterschied zwischen den Geschwistern war, desto schlechter ging es ihnen, d.h. Geschwister mit einem größeren Altersunterschied waren besser dran. Erklärt wird dies durch die Ressourcenallokationshypothese, die besagt, dass Geschwister um die Ressourcen der Eltern konkurrieren, wobei die elterlichen Ressourcen begrenzt sind. Je mehr Kinder es in einer Familie gibt, desto weniger Aufmerksamkeit und Zuwendung ist für jedes einzelne Kind verfügbar, wobei Geschwister mit geringem Altersabstand stärker um diese konkurrieren. Dennoch gibt es einige europäische Studien, die den positiven Einfluss von Geschwistern bestätigen: Ein Leipziger Forscherteam um Gunda Herberth fand 2002 heraus, dass Kinder mit älteren Geschwistern seltener Verhaltensprobleme haben. Auch Douglas B. Downey und Rui Cao betonen in ihrer aktuellen Studie der Ohio State University nicht nur den negativen Einfluss von Geschwistern. Geschwister können sich vor allem positiv auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen auswirken, was sich auch auf spätere Partnerschaften auswirkt, denn Kinder mit Geschwistern lassen sich seltener scheiden.
Literatur
Downey, Douglas B. & Cao, Rui (2023). Number of Siblings and Mental Health Among Adolescents: Evidence From the U.S. and China. Journal of Family Issues, 44, doi:10.1177/0192513X231220045.
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