Chronische Schmerzen sind weit mehr als ein dauerhaftes körperliches Symptomdenn sie greifen tief in das Leben der Betroffenen ein und wirken sich auf unterschiedlichsten Ebenen negativ aus – physisch, kognitiv, emotional und sozial. Ein zentrales Problemfeld ist dabei die Maladaptation, also eine ungünstige Anpassung des Körpers und Geistes an den anhaltenden Schmerzreiz, denn diese kann über lange Zeit bestehen bleiben und sich zunehmend verfestigen. Im Alltag zeigen sich die Folgen dieser maladaptiven Prozesse besonders deutlich, denn Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, berichten häufig über eine Reihe kognitiver Beeinträchtigungen, etwa eine verminderte Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit, Schwierigkeiten beim Lernen neuer Informationen sowie eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit. Insbesondere das Arbeitsgedächtnis – also die Fähigkeit, Informationen kurzfristig zu speichern und zu verarbeiten – und das Langzeitgedächtnis können erheblich betroffen sein, wobei diese kognitiven Einschränkungen dazu führen, dass Betroffene alltägliche Aufgaben als deutlich anstrengender erleben und mitunter das Gefühl haben, nicht mehr klar denken zu können.
Neben den kognitiven Folgen sind auch die exekutiven Funktionen häufig beeinträchtigt, also die übergeordneten geistigen Fähigkeiten, die notwendig sind, um zielgerichtetes Handeln zu planen, zu steuern und zu überwachen. Wenn diese Funktionen geschwächt sind, fällt es den Betroffenen schwer, sich zu organisieren, Entscheidungen zu treffen oder flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren, was sowohl im beruflichen als auch im privaten Alltag zu großen Belastungen führen kann.
Nicht minder gravierend sind die Auswirkungen chronischer Schmerzen auf die psychosoziale Lebensqualität, denn viele Betroffene ziehen sich zunehmend aus ihrem sozialen Umfeld zurück, sei es aus Scham, aus Erschöpfung oder weil soziale Kontakte als zusätzliche Belastung empfunden werden. Daraus entwickeln sich Gefühle von Isolation, Missverständnis und mangelnder Unterstützung, während gleichzeitig die allgemeine Leistungsfähigkeit sinkt: Körperliche Aktivitäten werden vermieden, die Arbeitsfähigkeit leidet, viele Menschen sind langfristig arbeitsunfähig, was wiederum das Gefühl verstärkt, dem Leben nicht mehr gewachsen zu sein. Ein besonders belastender Aspekt chronischer Schmerzen ist der emotionale Leidensdruck, den diese mit sich bringen. Viele Betroffene erleben eine Art inneres Ausgeliefertsein, das mit Gefühlen von Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit einhergeht. Hinzu kommt oft eine Katastrophisierung, also die Tendenz, Schmerzen als übermäßig bedrohlich zu interpretieren, sich gedanklich ständig mit ihnen zu beschäftigen und negative Zukunftsszenarien zu entwickeln. Dieser psychische Zustand kann die Schmerzwahrnehmung weiter verstärken und einen Teufelskreis in Gang setzen, der ohne gezielte therapeutische Unterstützung kaum zu durchbrechen ist.
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