Die Studie „Gestational Age and Cognitive Development in Childhood“ von Nivins, Padilla, Kvanta & Ådén (2025) untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Gestationsalter bei Geburt und der kognitiven Entwicklung im Kindesalter unter Berücksichtigung genetischer, pränataler und kindlicher Einflussfaktoren. Obwohl frühere Studien gezeigt haben, dass Frühgeburt ein Risikofaktor für kognitive Beeinträchtigungen ist, fehlten bisher umfassende Studien, die genetische Prädispositionen sowie sozioökonomische und individuelle Risikofaktoren systematisch einbeziehen. In dieser prospektiven, multizentrischen Querschnittsstudie wurden 5946 Kinder im Alter von 9 bis 10 Jahren aus der Adolescent Brain and Cognitive Development Study analysiert, die zwischen 2016 und 2018 rekrutiert wurden. Die kognitiven Fähigkeiten wurden mit standardisierten Testverfahren (u.a. NIH Toolbox, Little Man Task, Rey Auditory Verbal Learning Test) erfasst. Zusätzlich wurden polygenetische Scores (cogPGS) berechnet, die genetische Prädispositionen für kognitive Fähigkeiten, Bildungsniveau und mathematische Begabung widerspiegeln.
Die Kinder wurden je nach Gestationsalter in fünf Gruppen eingeteilt: sehr Frühgeborene (28-31 Wochen), mäßig Frühgeborene (32-33 Wochen), späte Frühgeborene (34-36 Wochen), frühe Termingeborene (37-38 Wochen) und Termingeborene (ab 39 Wochen). Die Analyse zeigte, dass die cogPGS signifikant positiv mit der Gesamtleistung in den kognitiven Tests assoziiert waren. Im Vergleich zur Kontrollgruppe der reifgeborenen Kinder schnitten insbesondere die moderat Frühgeborenen in mehreren kognitiven Bereichen signifikant schlechter ab, darunter Gesamtkognition (beta=0.39), Wortschatz (beta=0.36), Arbeitsgedächtnis (beta=0.27), episodisches Gedächtnis (beta=0.32) sowie Kurzzeit- (beta=0.36) und Langzeitgedächtnis (beta=0.29). Diese Unterschiede waren unabhängig vom sozioökonomischen Status, der genetischen Disposition und anderen Risikofaktoren. Die schwächsten kognitiven Leistungen zeigten Kinder, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Bei den späten Frühgeborenen und den Frühgeborenen zeigten sich hingegen keine signifikanten Unterschiede zur Kontrollgruppe. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass insbesondere Kinder, die vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren wurden, langfristige kognitive Entwicklungsrisiken aufweisen und daher einer engmaschigen Betreuung und gezielter Fördermaßnahmen bedürfen.
Literatur
Nivins, S., Padilla, N., Kvanta, H. & Ådén, U. (2025). Gestational age and cognitive development in childhood. JAMA Network Open, 8, doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.4580
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