Zum Inhalt springen

Der Einfluss des eigenen Namens auf Lebensentscheidungen

    Der eigene Name begleitet uns ein Leben lang – doch seine Bedeutung geht weit über die bloße Identifikation hinaus. Internationale psychologische Studien belegen, dass unser Name auf subtile Weise zahlreiche Aspekte unseres Lebens beeinflusst: von der Berufswahl über die Partnerwahl bis hin zu alltäglichen Konsumentscheidungen. Was zunächst wie Zufall wirkt, entpuppt sich als psychologisch erklärbares Muster. Eine wegweisende Studie der US-amerikanischen Psychologen Brett Pelham, Matthew Mirenberg und John Jones (2002) zeigt, dass Menschen tendenziell Berufe ergreifen, deren Bezeichnung Ähnlichkeiten mit ihrem Vornamen aufweist. So sind Personen mit dem Namen Denis oder Dena statistisch auffällig häufig als Zahnärzte tätig – in Anlehnung an das englische Wort Dentist. Die Forscher führen dies auf den sogenannten impliziten Egoismus zurück – das psychologische Phänomen, dass Menschen unbewusst Dinge bevorzugen, die sie an sich selbst erinnern.

    Auch in der Partnerwahl lassen sich Namensmuster nachweisen. Eine weitere Studie derselben Forschergruppe (2004) ergab, dass Paare mit ähnlich klingenden Namen häufiger zueinander finden als solche mit unterschiedlichen Namen. Dieses Verhalten hängt unter anderem mit dem sogenannten Bob-Kirk-Effekt zusammen, der beschreibt, wie stark uns der Klang eines Namens emotional beeinflussen kann.

    Nicht nur bei langfristigen Entscheidungen, auch bei alltäglichem Verhalten spielt der Name eine Rolle. So belegt eine Studie aus dem Jahr 2005, dass Konsumenten eher Produkte kaufen, deren Namen eine phonologische Ähnlichkeit mit dem eigenen Vornamen aufweisen. Eine Frau namens Tonya greift demnach häufiger zum Schokoriegel „Twixx“ als zu anderen Marken.

    Vertrauen wird ebenfalls durch Namen beeinflusst. Eine Untersuchung der Universität zu Köln zeigte, dass Menschen mit vertraut klingenden Namen in einem virtuellen Entscheidungsspiel signifikant mehr Vertrauen erhielten. Namen, die schwer auszusprechen oder unbekannt sind, erzeugen hingegen kognitive Dissonanz und damit ein verringertes Vertrauen.

    Auch beim beruflichen Aufstieg scheint der Name eine Rolle zu spielen. Eine Analyse von mehr als 223.000 deutschen Xing-Profilen zeigte, dass Personen mit adelig klingenden Nachnamen wie „Fürst“ oder „Kaiser“ überdurchschnittlich oft in Führungspositionen vertreten sind. Dies deutet auf tief verankerte gesellschaftliche Assoziationen und Vorurteile hin, die unbewusst Karrierewege beeinflussen.

    Diese Forschungsergebnisse zeigen, dass Namen eine tiefgreifende Wirkung auf unser Verhalten, unsere Wahrnehmung und unsere gesellschaftliche Position haben – selbst wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Vor diesem Hintergrund gewinnt das neue deutsche Namensrecht, das seit Mai 2025 mehr Freiheiten bei der Namenswahl gewährt, besondere gesellschaftliche Relevanz.

    Internationale psychologische Studien zeigen also, dass der eigene Vorname nicht nur zur Identifikation dient, sondern unser Leben auf vielfältige Weise beeinflussen kann. Der sogenannte implizite Egoismus beschreibt, wie Menschen unbewusst Präferenzen für Dinge entwickeln, die mit dem eigenen Namen in Verbindung stehen. Dies zeigt sich unter anderem in der Berufswahl: Personen mit Namen wie Denis oder Laura wählen auffällig häufig Berufe wie Zahnarzt („Dentist“) oder Anwalt („Lawyer“), die ähnliche Buchstaben enthalten (Pelham, Mirenberg & Jones, 2002). Auch bei der Partnerwahl zeigt sich ein Einfluss: Menschen mit ähnlich klingenden Nachnamen heiraten signifikant häufiger (Pelham et al., 2004). Diese Tendenz basiert unter anderem auf der emotionalen Wirkung von Namen – dem sogenannten Bob-Kirk-Effekt, bei dem der Klang eines Namens unsere Sympathie beeinflusst. Selbst Konsumverhalten wird durch Namensähnlichkeit beeinflusst. Eine Studie von 2005 belegt, dass Menschen Produkte bevorzugen, die phonetisch an ihren Namen erinnern. Darüber hinaus zeigen Forschungsergebnisse der Universität Köln, dass geläufige Namen mit höherem Vertrauen assoziiert sind – ein Vorteil in sozialen Interaktionen und Entscheidungssituationen. Insgesamt belegen Studien also, dass Namen nicht nur kommunikative Etiketten sind, sondern unser Selbstbild, unsere Beziehungen, unsere Karriere und unser Konsumverhalten auf unbewusster Ebene mitprägen. Die jüngste Reform des Namensrechts in Deutschland unterstreicht übrigens die gesellschaftliche Bedeutung dieses Themas.

    Literatur

    Collins, C. (2005). The name-letter branding effect: How name-similarity influences brand choice. Journal of Consumer Psychology, 15(1), 25–35.
    Pelham, B. W., Mirenberg, M. C., & Jones, J. T. (2002). Why Susie Sells Seashells by the Seashore: Implicit Egotism and Major Life Decisions. Journal of Personality and Social Psychology, 82(4), 469–487.
    Pelham, B. W., Carvallo, M., & Jones, J. T. (2004). Implicit Egotism. Current Directions in Psychological Science, 13(3), 106–109.
    Stangl, W. (2015, 13. Juni). Der Einfluss des Namens auf die Persönlichkeitsentwicklung. Psychologie-News.
    https:// psychologie-news.stangl.eu/5573/der-einfluss-des-namens-auf-die-persoenlichkeitsentwicklung.
    Topolinski, S., & Boecker, L. (2016). Naming fluency affects trust: Easy-to-pronounce names promote trustworthiness. Journal of Experimental Social Psychology, 63, 85–93.


    Nachricht ::: Stangls Bemerkungen ::: Stangls Notizen ::: Impressum
    Datenschutzerklärung ::: © Werner Stangl :::






    Schreibe einen Kommentar