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Das Lernen nicht zu leicht machen!

Die meist geäußerte Empfehlung, den Lernenden die Verarbeitung der Lernmaterialien zu erleichtern, ist nicht in jedem Kontext gleich wirksam. Eine der wichtigsten Empfehlungen für multimediales Lernen, die mehrfach in Lernexperimenten belegt wurde, besteht darin, Bilder oder Animationen mit gesprochenen statt mit geschriebenen Texten zu kombinieren. Das ist unter anderem deshalb vorteilhaft, weil gesprochene Texte und Bilder gleichzeitig wahrgenommen werden können, während geschriebene Texte und Bilder nacheinander kognitiv verarbeitet werden. Insgesamt ist eine solche Kombination eine Entlastung für das kognitive System der Lernenden und deshalb lernförderlich. Allerdings wurde in den letzten Jahren in der Forschung demonstriert, dass vor allem die langfristige Lernleistung profitieren kann, wenn die Informationsverarbeitung während des Lernens nicht allzu leicht gemacht wird, wobei man in diesem Fall  von desirable difficulties oder wünschenswerten Erschwernissen spricht.

Smatthaeuschweppe & Rummer (2016) überprüften vor diesem Hintergrund nun die Hypothese, dass für nachhaltiges Lernen mit Multimedia leichte Erschwernisse hilfreich sein könnten. In zwei Experimenten wurde anhand von Lernvideos der Einfluss von gesprochenem im Gegensatz zu geschriebenem Text dahingehend untersucht, wie gut die Probanden den Lernstoff verstanden und behalten haben. Bei diesen Lerntests wurde die Hälfte der Probanden unmittelbar im Anschluss an die Präsentation der Lernmaterialien getestet, die andere Hälfte erst nach einer Woche. In beiden Experimenten schnitten diejenigen, die mit einem geschriebenen Text und einer Animation gelernt hatten, im langfristigen Test besser ab als diejenigen, die den Text ausschließlich gehört hatten. Dies lässt vermuten, dass bereits nach einer Woche zwischen Lernen und Überprüfung der Lernleistung die etwas kognitiv anspruchsvollere Lernvariante nachhaltiger wirksam ist.

Literatur
Schweppe, J. & Rummer, R. (2016). Integrating written text and graphics as a desirable difficulty in long-term multimedia learning. Computers in Human Behaviour, 60, 131–137.


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