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Carl Rogers´ 10 Prinzipien des Lernens

    1. Menschen haben ein natürliches Lernpotential.
    2. Lernen von Bedeutung findet statt, wenn der Schüler glaubt, dass der Lernstoff wichtig für ihn und seine Interessen ist.
    3. Lernen, das eine Veränderung eigenen Anordnung der Selbstwahrnehmung beinhaltet, ist bedrohlich und ruft meistens Widerstand hervor.
    4. Die Lernprozesse, die für das Selbst bedrohlich sind, werden leichter wahrgenommen und aufgenommen, wenn äußere Bedrohungen minimal sind.
    5. Wenn die Bedrohung des Selbst gering ist, kann Erfahrung detailliert stattfinden und der Lernvorgang kann weitergehen.
    6. Viel Lernen von Bedeutung findet durch Handeln statt.
    7. Lernen ist leichter, wenn der Schüler Verantwortung für den Lernprozeß übernimmt.
    8. Selbsttätiges Lernen, das die ganze Persönlichkeit des Lerners – sowohl Gefühle als auch Intellekt – einbezieht, ist am längsten anhaltend und am allumfassendsten.
    9. Unabhängigkeit, Kreativität und Selbstvertrauen sind einfacher, wenn Selbstkritik und Selbsteinschätzung (s. u.) von größerer Wichtigkeit sind als die Bewertung durch andere.
    10. Das gesellschaftlich nützlichste Lernen in der heutigen Welt ist lernen zu lernen, ständig offen zu sein für Erfahrungen und den Veränderungsprozeß in die eigene Persönlichkeit aufzunehmen.
    Ins Deutsche übertragen von: Ralph Gehrke


    Selbsteinschätzungen während des Lernens können übrigens den späteren Lernerfolg beeinflussen. Ingendahl, Halamish und Undorf (2025) hat diesen Effekt in einer Metastudie untersucht. Diese Form der metakognitiven Kontrolle gilt als ein wesentlicher Bestandteil erfolgreichen Lernens, da sie Lernenden erlaubt, ihren Kenntnisstand einzuschätzen und ihre Strategien entsprechend anzupassen. Dabei zeigte sich, dass Selbsteinschätzungen im Durchschnitt eine kleine, aber verlässliche Verbesserung der Gedächtnisleistung bewirken. Besonders deutlich war dieser Effekt, wenn die Lernmaterialien inhaltlich zusammenhängend waren, wie etwa bei assoziierten Wortpaaren („Hund – Katze“). In diesen Fällen erreichten die Effekte Werte im kleinen bis mittleren Bereich (g = 0.44). Wurden hingegen unverbundene Inhalte gelernt, traten teilweise sogar leichte Leistungseinbußen auf (g = ?0.09). Moderatoranalysen verdeutlichten zudem, dass die Wirksamkeit von Selbsteinschätzungen stark von den experimentellen Bedingungen abhängt – etwa der Art des Materials, dem eingesetzten Gedächtnistest oder dem Studiendesign (zwischen- vs. innerhalb der Gruppen). Auch Hinweise auf Publikationsverzerrungen wurden festgestellt, die vor allem positive Effekte gegenüber neutralen oder negativen Ergebnissen begünstigten. Diese Befunde legen nahe, dass Selbsteinschätzungen nicht als pauschal förderlich oder hinderlich einzustufen sind, sondern differenziert betrachtet werden müssen. Die Studie liefert damit eine systematische Grundlage für die Einschätzung, wann und unter welchen Bedingungen Selbsteinschätzungen das Lernen tatsächlich unterstützen, betont aber zugleich die Notwendigkeit, Theorien zur Erklärung dieser Effekte weiter zu verfeinern, um die zugrunde liegenden Prozesse besser zu verstehen. Implikationen für Bildungs- und Lernkontexte: Eine gezielte Förderung metakognitiver Kompetenzen könnte Lernende darin unterstützen, ihre Strategien effektiver an die jeweiligen Anforderungen anzupassen und so nachhaltigeres Lernen zu ermöglichen.
    Literatur
    Ingendahl, F., Halamish, V. & Undorf, M. (2025). Do immediate judgments of learning alter memory performance? A meta-analytical review. Psychological Bulletin, 151, 892–929.
    Stangl, W. (2025, 3. September). Selbsteinschätzungen als Einflussfaktor des Lernens. Neuigkeiten aus der wissenschaftlichen Pädagogik.
    https:// paedagogik-news.stangl.eu/selbsteinschaetzungen-als-einflussfaktor-des-lernens.

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