Tagsüber zu schlafen ist für kleine Kinder wichtig und trägt dazu bei, sich neu Gelerntes wie zum Beispiel Wörter einzuprägen. Diese Gewohnheit verliert sich im Alter von zwei bis fünf Jahren abhängig von der Gehirnentwicklung des Kindes. Es gibt wissenschaftliche Belege für die wichtige Rolle, die der Tagesschlaf für die Entwicklung von Kleinkindern spielt. Es ist daher sinnvoll, Kindern, die noch signalisieren, Tagesschlaf zu benötigen, die Möglichkeit dazu zu geben, denn das kann sich positiv aufs Lernen und das Gedächtnis auswirken.
Allerdings profitieren Kinder dann nicht mehr vom Tagesschlaf, wenn sie diesen von selbst aufgeben. Das liegt daran, dass der Hippocampus kurzfristig Erinnerungen speichern kann, bevor sie ins Langzeitgedächtnis in die Großhirnrinde übergehen. Wenn der unreife Hippocampus kleiner Kinder keine neuen Informationen mehr auf nehmen kann, wächst das Bedürfnis zu schlafen, und erst wenn der Hippocampus reif genug ist, kann er bis zum Ende des Tages Erfahrungen speichern.
Neugeborene brauchen bis zu 20 Stunden pro Tag, wobei der Schlaf auf mehrere Etappen verteilt ist, da Babys auch häufig Nahrung zu sich nehmen müssen. Etwa im Alter von neun Monaten haben Kinder drei Schlafphasen, bestehend aus zwei Tagesnickerchen und dem Schlaf in der Nacht. Zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr verliert das Hinlegen morgens an Bedeutung, und der Schlaf wird zweiphasig. Der Übergang zum Schlafmuster eines Erwachsenen mit nur einer nächtlichen Schlafenszeit entwickelt sich meist in den frühen Kindheitsjahren, wobei jedoch große individuelle Unterschiede bestehen.
Einige Kinder können bereits mit zwei Jahren auf den Mittagsschlaf verzichten, anderen tut dieser bis zum Alter von acht Jahren gut. Wenn ein Kind mittags häufig Probleme hat einzuschlafen, erst spät einschläft oder keine Müdigkeit oder Verhaltensauffälligkeiten zeigt, wenn es keinen Mittagsschlaf hatte, können dies Anzeichen sein, dass es keinen Mittagsschlaf mehr braucht. Ebenso können abendliche Einschlafprobleme ein Hinweis darauf sein. Wird ein Kind allerdings ohne Mittagsruhe weinerlich und launisch und schläft es abends trotz Mittagsschlaf rasch ein, dann braucht es die Ruhephase am Tag noch.
Tipp: Download Ratgeber „Hat mein Kind Schlafprobleme?“ von der ÖGKJ Arbeitsgruppe Schlafmedizin und Schlafforschung.
Literatur
Zusammengefasst nach einem Interview mit dem Kinderarzt Werner Sauseng, Leiter der Arbeitsgruppe Schlafmedizin und Schlafforschung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) in den OÖN vom 22. November 2022
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