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Bindungsstile bei Katzen

    Bindungstheorien werden traditionell auf die Beziehung zwischen Menschen angewendet, doch zeigt die Forschung, dass auch Tiere, insbesondere Hauskatzen, über differenzierte Bindungsstile zu ihren menschlichen Bezugspersonen verfügen. Eine Studie von Chang et al. (2025) untersuchte nun, wie individuell Katzen auf ihre Halterinnen und Halter reagieren und welche hormonellen Mechanismen dabei eine Rolle spielen. In der Untersuchung führte man zunächst standardisierte Tests in einer fremden Umgebung durch, um die Bindungsstile der Tiere zu klassifizieren. Dabei wurde beobachtet, wie sich die Katze verhielt, wenn ihre Bezugsperson den Raum verließ und später zurückkehrte. Auch zu Hause, in gewohnter Umgebung, wurden die Interaktionen mit Kameras dokumentiert. So konnte untersucht werden, ob und wie stark Katzen aktiv den Kontakt zu ihren Menschen suchten, ob sie Nähe tolerierten oder ablehnten, und wie sich ihr Verhalten in einem alltäglichen Kontext zeigte. Ein besonderer Fokus der Untersuchung lag auf dem Hormon Oxytocin, das bei Mensch und Tier eine zentrale Rolle für die Entstehung emotionaler Bindungen spielt, wobei der Oxytocinspiegel der Katzen über Speichelproben,vor und nach der Interaktion mit dem Menschen gemessen wurde.

    Dabei zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen dem Bindungsstil und dem hormonellen Reaktionsmuster: Sicher gebundene Katzen wiesen nach der Interaktion mit ihrem Halter erhöhte Oxytocinwerte auf, während der Spiegel bei ängstlich gebundenen Katzen tendenziell sank. Vermeidende Katzen zeigten kaum Veränderungen im Hormonspiegel. ESzeigen sich bei Katzen ganz ähnliche Bindungsmuster wie bei Menschen: sicher, ängstlich und vermeidend. Diese Muster äußern sich in typischen Verhaltensweisen – sicher gebundene Katzen interagieren aktiv mit ihren Menschen, zeigen entspannteres Verhalten und reagieren gelassener auf Veränderungen. Ängstlich gebundene Katzen hingegen suchen einerseits Nähe, sind andererseits aber schnell überfordert, wenn diese zu intensiv wird. Katzen mit einem vermeidenden Bindungsstil halten oft lieber Abstand und reagieren empfindlich auf Versuche, sie festzuhalten oder zu streicheln. Offensichtlich beeinflusst emotionale Sicherheit nicht nur das Verhalten, sondern auch das biologische Wohlbefinden der Katze. Besonders bemerkenswert war, dass Katzen mit sicherer Bindung nicht nur häufiger von sich aus Kontakt suchten, sondern auch seltener problematisches Verhalten zeigten. Dazu zählen etwa Aggressionen gegenüber Fremden oder Verhaltensauffälligkeiten, die nicht selten ein Abgabegrund im Tierheim sind. In der Praxis kann das Wissen um die Bindungstypen also nicht nur das Verständnis für das Tier verbessern, sondern auch aktiv zur Förderung einer harmonischen Mensch-Tier-Beziehung beitragen.

    Literatur

    Chang, H., Zhang, J., Huang, H., Aviles-Rosa, E. O., Huang, H., Guo, Y., Xiao, Z., Liu, Q., Deng, B. & Zhang, L. (2025). The effects of owner-cat interaction on oxytocin secretion in pet cats with different attachment styles. Applied Animal Behaviour Science, 283, doi:10.1016/j.applanim.2025.106524


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