Obwohl die menschliche Neigung, vor anderen Menschen gut dazustehen, allgegenwärtig ist, bleibt die Frage offen, ab welchem Alter diese Tendenz erkennbar ist. Frühere Studien hatten gezeigt, dass schon Drei- bis Fünfjährige um ihr Ansehen besorgt sind, denn wenn sie von anderen hörten, dass sie besonders schlau wären, waren sie anschließend bei einer Aufgabe eher zum Schwindeln bereit, denn sie wollten ihren Ruf als kluge Köpfe bewahren. Offenbar prägen bewertende Verhaltensweisen der Eltern schon in diesem frühen Alter das Wertesystem ihrer Kinder.
In weiteren Studien konnte man nun auch zeigen, dass sich die Sensibilität für die Bewertung anderer schon im Alter von 24 Monaten manifestiert. In Experimenten führte man Probanden etwa einen Spielzeugroboter vor, der mit zwei unterschiedlichen Fernbedienungen gesteuert werden konnten. Der Experimentator sagte bei der Nutzung der ersten Fernbedienung „Oh, wow!“, bei der zweiten: „Ups, oh nein!“. Dann überließ man den Kindern beide Fernbedienungen und beobachtete sie beim Spielen offen oder verdeckt.
Dabei zeigte sich, dass die kleinen Probanden die positiv bebewertete Fernbedienung viel häufiger verwendeten, wenn sie sich beobachtet glaubten, als wenn sie sich nicht beobachtet fühlten. Kinder in diesem Alter sind offenbar in der Lage, ihr eigenes Verhalten strategisch der jeweiligen Situation anpassen.
Literatur
Botto, S. V. & Rochat, P. (2018). Sensitivity to the Evaluation of Others Emerges by 24 Months. Developmental Psychology, 54, 1723–1734.
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