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Aktiver und passiver Modus beim Abspeichern von Erinnerungen

Die Verarbeitung von Erinnerungen und Erfahrungen erfolgt meist während der Nacht, wobei das Gehirn bereits während des Tages damit beginnt, die wichtigsten Informationen zu markieren. Eine aktuelle Studievon Yang et al. (2024)  präsentiert eine neue Erklärung für die Funktionsweise dieses Prozesses. Es stellt sich nämlich  die Frage, weshalb sich die Erinnerung an ein Ereignis, das vor zehn Jahren stattgefunden hat, aufrechterhalten lässt, während ein Gespräch, das vor zehn Tagen geführt wurde, nicht mehr präsent ist. Die Funktion des Gehirns besteht in der Sortierung von Informationen sowie der Speicherung ausgewählter Elemente als Erinnerungen, während andere Elemente gelöscht werden.
Im Verlauf eines Tages sammeln sich eine Vielzahl von Erfahrungen, die eine Reaktion der Neuronen hervorrufen. Die „hohen Wellen” fungieren somit als Marker für bedeutsame Informationen, sodass deren spätere Verarbeitung in der Großhirnrinde erleichtert wird. Es lässt sich metaphorisch als ein „mentales Feuerwerk” beschreiben, welches die Hirnaktivität widerspiegelt. Das Feuerwerk erfolgt jedoch nicht im Moment der Erfahrung selbst, sondern erst, wenn die entsprechenden Informationen durch das Gehirn verarbeitet werden, sobald dieses zur Ruhe gekommen ist.

Die Experimente mit Mäusen legen nahe, dass das Gehirn über zwei verschiedene Funktionsmodi verfügt: einen aktiven Modus, in dem Erinnerungen gebildet werden, und einen passiven Modus, in dem diese Erinnerungen sortiert und gespeichert werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass es zu einer Unterbrechung der kontinuierlichen Hirnaktivität kommt, sei es durch Schlaf, Entspannung oder eine Abwechslung des gewohnten Umfelds. Die Verarbeitung der Erfahrungen des Tages sowie die dauerhafte Speicherung wichtiger Informationen sind nur unter Berücksichtigung von Ruhephasen möglich. Dabei ist zu berücksichtigen, dass peinliche Momente mit anderen unangenehmen Erlebnissen verknüpft wahrscheinlich besser gespeichert werden. Letztlich ist festzuhalten, dass das Gedächtnis regelmäßige Auszeiten benötigt, um seine volle Leistungsfähigkeit entfalten zu können. Dazu zählen beispielsweise Mittagsschlaf, Spaziergänge oder Kaffeepausen.

Literatur

Yang, Wannan, Sun, Chen, Huszár, Roman, Hainmueller, Thomas, Kiselev, Kirill, Buzsáki, György (2024). Selection of experience for memory by hippocampal sharp wave ripples. Science, 383, 1478-1483.


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