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Wenn man weiß, was andere verdienen, wird man nicht zufriedener

In Norwegen wurde die Möglichkeit geschaffen, Informationen über das Einkommen von nahen Verwandten, Freunden, Arbeitskollegen und Nachbarn einzusehen. Die Begründung dahinter war, dass eine höhere Transparenz der Einkommensverhältnisse positive Auswirkungen auf die allgemeine Lebenszufriedenheit und das Glücksempfinden der Bürger haben würde. Die durchgeführte Untersuchung zeigte jedoch, dass das Gegenteil der Fall war.

Die gestiegene Transparenz führte tatsächlich zu einer deutlichen Zunahme an Glück und Zufriedenheit bei den wohlhabenden Personen, während sie bei den ärmeren Bevölkerungsgruppen zu einer starken Reduktion führte. Mit anderen Worten, die erhöhte Transparenz verstärkte die systematischen Unterschiede zwischen Arm und Reich. Ärmere Menschen, die sich zuvor noch der Mittelschicht zugehörig fühlten, erkannten nun, dass ihre Einkommenssituation deutlich schlechter war als bisher angenommen. Bei den Reichen war der Effekt genau umgekehrt – sie konnten ihre relative Besserstellung nun deutlicher wahrnehmen.

Dieses Ergebnis widerlegt die weit verbreitete Annahme, dass Transparenz an sich immer positiv und erstrebenswert sei. Die Proponenten dieser Auffassung müssen ihre Haltung überdenken und sich von der Behauptung verabschieden, Transparenz sei in jedem Fall gut. Stattdessen muss sorgfältig abgewogen werden, welche konkreten Auswirkungen eine erhöhte Transparenz in einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext haben kann.

Es ist wichtig, dass Entscheidungsträger diese Erkenntnisse bei der Gestaltung von Politikmaßnahmen berücksichtigen. Denn eine undifferenzierte Förderung von Transparenz kann unbeabsichtigte negative Konsequenzen nach sich ziehen und bestehende soziale Ungleichheiten sogar weiter verschärfen. Stattdessen sollte Transparenz gezielt und unter Berücksichtigung möglicher Nebenwirkungen eingesetzt werden, um tatsächlich positive Veränderungen für alle Bürger zu erreichen.


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