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Placeboeffekt auch bei Mäusen wirksam

Psychologische Prozesse spielen bekanntlich eine entscheidende Rolle bei der Genesung nach einem akuten Myokardinfarkt. Allerdings sind die zugrundeliegenden Mechanismen dieser Wirkungen nach wie vor nicht hinreichend geklärt. Haykin et al. (2024) konnten am Mausmodell den Einfluss des Belohnungssystems, eines Gehirnnetzwerks, das mit Motivation und positiven Erwartungen in Verbindung gebracht wird, auf die klinischen Ergebnisse des Myokardinfarkts bei Mäusen nachweisen.

Um einen medizinischen Notfall zu simulieren, wurde den Versuchsmäusen im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs unter Narkose eine Arterie, welche den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgt, dauerhaft abgeklemmt. Diese Vorgänge ähneln denen bei einem Herzinfarkt. In der Folge erhielten die Versuchstiere über einen Zeitraum von zwei Wochen täglich die Medikamente, welche die Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin erhöhten. Dopamin stellt auch beim Menschen einen wesentlichen Bestandteil des Belohnungssystems im Gehirn dar. Die Ausschüttung erfolgt unter anderem bei der Erwartung positiver Reize, beispielsweise der als befreiend empfundenen Wirkung eines Medikaments.

Die Auswirkungen auf die Herzgesundheit wurden währenddessen dokumentiert, wobei sich zeigte, dass die Mäuse, bei denen das Belohnungssystem aktiviert worden war, deutlich weniger Schäden am Herzen aufwiesen als die Kontrollgruppe. Die chemogenetische Aktivierung dopaminerger Neuronen im Belohnungssystem resultierte in einer Verbesserung der Umbauprozesse und der Gefäßneubildung nach einem Herzinfarkt sowie in einer gesteigerten Herzleistung im Vergleich zu den Kontrollen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen konnte zudem aufgezeigt werden, wie Dopamin aus dem Gehirn heraus den Rest des Körpers beeinflusst. Dabei wurde insbesondere eine Verringerung der Ausschüttung von Stresshormonen, wie Noradrenalin, beobachtet. Die beschriebenen Effekte wurden durch verschiedene physiologische Mechanismen vermittelt, darunter Veränderungen der Immunaktivität sowie eine verminderte adrenerge Aktivität in der Leber. Die Ergebnisse legen demnach einen kausalen Zusammenhang zwischen einem motivierenden Gehirnnetzwerk und der Erholung von einem Myokardinfarkt nahe und eröffnen potenzielle therapeutische Interventionsmöglichkeiten.

Literatur

Haykin, H., Avishai, E., Krot, M., Ghiringhelli, M., Reshef, M., Abboud, Y., Melamed, S., Merom, S., Boshnak, N., Azulay-Debby, H., Ziv, T., Gepstein, L., Rolls, A. (2024). Reward system activation improves recovery from acute myocardial infarction. Nature Cardiovascular Research, 3, 841-856.


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