Die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, die Blickrichtung anderer zu interpretieren, stellt einen wesentlichen Faktor in der Kommunikation dar. Forschende der Universität Genf haben in diesem Zusammenhang herausgefunden, dass das menschliche Gehirn in der Lage ist, die Blickrichtung einer anderen Person in Millisekunden zu erkennen.
In einem Experiment präsentierten die Forschenden Freiwilligen 3D-Avatare mit verschiedenen Kopf- und Augenrichtungen. Die Versuchspersonen wurden aufgefordert, die Richtung des Kopfes und die Richtung der Augen separat anzugeben.
Die Ergebnisse zeigten, dass das Gehirn die Informationen über die Kopf- und Augenrichtung unabhängig voneinander verarbeitet. Es kann bereits nach 20 Millisekunden bestimmen, in welche Richtung der Kopf ausgerichtet ist, und nach 140 Millisekunden feststellen, wohin die Augen genau schauen. Diese Hierarchie ermöglicht es, beide Hinweise zu einer genauen Wahrnehmung der Blickrichtung zu integrieren.
Es wird angenommen, dass Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen Schwierigkeiten haben könnten, diese Informationen zu entschlüsseln. Im Hinblick auf Alzheimer wird betont, dass eines der auffälligsten Symptome die Unfähigkeit sein kann, Gesichter zu erkennen, sogar die von Familienmitgliedern. Diese Erkenntnisse könnten zu einem verbesserten Verständnis der neuronalen Mechanismen beitragen, die an der Verarbeitung von Blickrichtungen beteiligt sind. Die Studie könnte insbesondere dazu beitragen, derartige Störungen bei Kindern frühzeitig zu diagnostizieren.
Literatur
Tautvydaite, Domile, Adam-Darque, Alexandra, Andryszak, Paulina, Poitrine, Léa, Ptak, Radek, Frisoni, Giovanni & Schnider, Armin (2022). Deficient Novelty Detection and Encoding in Early Alzheimer’s Disease: An ERP Study. Brain topography, 35, 667-679.
Tautvydaité, Domile, Butta, Nicolas (2024). The Timing of Gaze Direction Perception: ERP Decoding and Task Modulation. NeuroImage,. 295, doi:10.1016/j.neuroimage.2024.120659.
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