Der Hippocampus ist für das episodische Gedächtnis von entscheidender Bedeutung. Obwohl die Aktivität des Hippocampus Orte und andere Verhaltensvariablen repräsentiert, ist unklar, wie er viele Erinnerungen an bestimmte Lebensereignisse kodiert. Um die episodische Kodierung zu untersuchen, nutzten Chettih et al. (2024) das spezialisierte Verhalten von Schwarzkopfmeisen – Vögeln, die Nahrung sammeln und Erinnerungen an genau definierte Zeitpunkte bilden, wenn sie Nahrung für den späteren Abruf zwischenlagern.
Sie bauten eine Indoor-Arena mit 128 Versteckmöglichkeiten und zeichneten mit Videokameras auf, wann Schwarzkopfmeisen Sonnenblumenkerne versteckten und wiederfanden. Dank winziger implantierter Elektroden konnte genau verfolgt werden, was in den Neuronen des Hippocampus geschah. Es zeigte sich, dass die Ortszellen ihre Signale nicht änderten, wenn die Vögel neue Erinnerungen bildeten: Stattdessen feuerten jedes Mal, wenn eine Meise einen Samen versteckte, einige Nervenzellen kurzzeitig in einem einzigartigen Muster, ähnlich einem Strichcode. Dieses Muster wurde reaktiviert, wenn das Tier den Samen wiederfand, selbst nach langen Zeiträumen, wobei die Strichcodes selbst bei benachbarten Verstecken völlig unterschiedlich waren. Es zeigte sich auch, dass der Code gelöscht wurde, sobald die Meise den Samen gefunden hatte, d.h. die Tiere vergaßen ihn, da sie sich nicht mehr daran erinnern mussten. Solche Strichcodes ermöglichen es möglicherweise, eine Erinnerung zu speichern, die viele einzelne Ereignisse umfasst, während der Code gleichzeitig verhindert, dass sich die Ereignisse gegenseitig stören oder ineinander übergehen.
Es wird daher vermutet, dass Tiere episodische Erinnerungen durch Reaktivierung von Strichcodes im Hippocampus abrufen, die ähnlich wie Hash-Codes in Computern verschiedenen Ereignissen eindeutige Identifikatoren zuweisen und einen Mechanismus für die schnelle Bildung und Speicherung vieler störungsfreier Erinnerungen darstellen könnten. Ähnliche Strukturen werden auch im episodischen Gedächtnis des Menschen vermutet.
Literatur
Chettih, S. N., Mackevicius, E. L., Hale, S., & Aronov, D. (2024). Barcoding of episodic memories in the hippocampus of a food-caching bird. Cell, 187(8), 1922–1935.e20. https://doi.org/10.1016/j.cell.2024.02.032
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