Girme et al. (2015) untersuchten Probanden und Probandinnen zwischen 18 und 92 Jahren, wobei erhoben wurde, was für sie das Ziel einer Beziehung darstellt, was für sie privates Glück bedeutet bzw. was man braucht, um Glück in einer Beziehung zu erleben. Man fand drei Gruppen von Menschen:
- Konfliktscheue, die das Ziel in einer Beziehung sehen, bestmöglich Konflikten, Streits und Diskussionen aus dem Weg zu gehen.
- Leistungsorientierte, die nach einer möglichst guten Beziehung streben und für die Streitigkeiten nicht nur negativ gesehen werden.
- Die Anti-Single-Typen, die großen Wert auf Nähe zum Partner legen.
Es zeigte sich, dass Konfliktscheue besonders gerne Single und häufig auch sehr lange sind, da sie so nicht mit Beziehungsproblemen konfrontiert werden. Leistungsorientierte hingegen fühlen sich in einer Beziehung deutlich wohler, während Anti-Single-Typen sich ein Leben als Single ganz und gar nicht vorstellen können, da sie auf einen Partner angewiesen sind und einem Single-Leben nichts Positives abgewinnen können. Single suchen häufig andere Bindungen, wie Freundschaften und das Verhältnis zur Familie und stärken diese besonders intensiv. Wer jedoch vorrangig seine Karriere vorantreiben, seine Bedürfnisse befriedigen möchte, wird sich als Single sehr wohl fühlen.
Der Single-Begriff wird von Experten als schwammig eingestuft. Nach Kittlaus (2003 existiert keine spezielle Soziologie, die Singles zum Gegenstand hat: „Forschungsergebnisse stammen aus den unterschiedlichsten Forschungskontexten, deren Erkenntnisinteressen und Fragestellungen die Perspektive bestimmen und der Bedeutungsumfang des Single-Begriffs ist nicht eindeutig. Darüber hinaus wird ein historischer Bedeutungswandel in der Begriffsverwendung sichtbar. Die Beschreibung dessen, was das Single-Dasein ist und was es bedeutet, als Single zu gelten, hat sich im Laufe der Zeit verändert. Und nicht zuletzt ist die empirische Erfassung selbst ein Problem.“ Gemeint sein kann sowohl – in einer engen Definition – der aus Überzeugung alleinlebende 25- bis 49-Jährige, der eine Partnerschaft ablehnt, als auch jeder, der gerade auf Partnersuche ist. Eine differenzierte Betrachtung der Singles nach strukturellen und sozialen Merkmalen und auch nach Lebensphasen zeigte, „dass Alleinlebende keine homogene Single-Gruppe darstellen. Zwar leben immer mehr Menschen in Einpersonenhaushalten, doch dies ist nicht mit einer homogenen Singularisierung der Gesellschaft gleichzusetzen. Singles führen keineswegs ein solitäres Leben: Sowohl jüngere als auch ältere Singles sind in familiale und soziale Beziehungsnetze integriert. Das Single-Leben hat je nach Alter eine unterschiedliche Bedeutung. Während jüngere Erwachsene ihr Single-Leben als Explorationsphase mit vielen Möglichkeiten erleben, sind die Lebensformen bei den Singles mittleren Alters je nach Zivilstand heterogener. Alleinleben wird als lediger, geschiedener oder verwitweter Single unterschiedlich erlebt. Zudem bestehen auch grosse Geschlechterunterschiede in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht. Im hohen Rentenalter sind Singles oftmals verwitwet, doch das Alleinleben im eigenen Haushalt wird als positiv erlebt, solange die Selbständigkeit gewährleistet ist. Singles sollten daher nicht nur defizitär als Vorboten von Krisen, Anonymisierung oder Vereinzelung der Gesellschaft betrachtet werden. Sie könnten ebenso gut als Vorbilder für autonome, gebildete und zugleich sozial kompetente Menschen angesehen werden, die sich durchaus ein Leben in Partnerschaft und Gemeinschaft vorstellen können“ (Frau 2007).
Die Online-Partnerschaftsagentur Parship bietet eine Persönlichkeitstypologie der Singles an:
- Die „Eigensinnigen“ (meist zwischen 14 und 29 Jahren) sind tendenziell unzufrieden, was Beruf und Freizeit betrifft und hätten nicht besonders hohe Ansprüche an den Partner. Sie legen Wert auf Pünktlichkeit, denken viel nach, gehen etwa ein- bis zweimal in der Woche aus, meist mit Freunden oder Geschwistern und sind nicht gerne allein (20 Prozent).
- Die „Zielstrebigen“ (Altersschwerpunkt bei 20 bis 39 Jahren) gelten als selbständig, gründlich und durchsetzungsfähig. Dem Zielstrebigen sind Gleichberechtigung und gute Kommunikation wichtig, er ist beruflich stark engagiert und nutzt seine knappe Freizeit effizient (16 Prozent).
- Die „Optimisten“ gehen offen auf andere zu. Der Beruf ist ihnen wichtig, aber auch die Freizeit soll spannend sein. Zu diesem Typus zählen mehr Frauen als Männer 16 Prozent).
- Die „Romantiker“ sind meist unter 30 und verbringen ihre Zeit gern mit Freunden. Der Beruf ist ihnen noch nicht so wichtig.“ Kennzeichnend ist auch der ausgeprägte Kinderwunsch und sie sehnen sich stark nach einem Partner (15 Prozent).
- Die „Bestimmten“ sind meistens Männer und ihnen ist Leistung und beruflicher Erfolg wichtig. Sie sind ständig in Bewegung, können sich oft nicht fallen lassen. Einerseits wünschen sie sich Kinder und Familie, andererseits sind sie nicht bereit, ihre Unabhängigkeit aufzugeben (14 Prozent).
- Die „Schüchternen“ sind nachdenklich und stehen ungern im Mittelpunkt. Der Beruf macht keinen sonderlichen Spaß, auch die Freizeit könnte interessanter sein. In der Partnerschaft sind Gleichberechtigung und Treue ein Muss.
- Die „Bequemen“ zeichnen sich durch nichts besonders aus, am ehesten lassen sie sich anhand der Eigenschaften beschreiben, die ihnen nicht so wichtig sind, wie zum Beispiel beruflicher Erfolg. Sie sind mit der aktuellen Situation zufrieden, mögen Spaziergänge und Handwerken. Obwohl sie einen großen Partnerwunsch hegen, sind sie aber wenig aktiv. Vor allem Frauen neigen dazu, gefunden werden zu wollen.
Das Zukunftsinstitut in Kelkheim (Hessen) hat hingegen neun Haupttypen der Alleinlebenden (ausgemacht:
- Fun-Singles: freizeitorientierte junge Menschen, die mit Partnerschaften experimentieren, Hauptzielgruppe der Werbung.
- Nestflüchtlinge: Junge Leute, die mit 20 bis 25 das Elternhaus verlassen, ihre Kleinwohnung wird von den Eltern bezahlt.
- Weibliche Panik-Singles: Berufstätige, gebildete Frauen zwischen 30 und 40 Jahren; ihre Partnersuche wird durch hohe Ansprüche erschwert.
- Männliche Frust-Singles: Schlecht ausgebildete 30- bis 45-Jährige, die von anspruchsvollen Frauen nicht «abgeholt» werden.
- Taktische Singles: Menschen, die auch bei Partnerschaft nicht zusammenziehen und aus taktischen Gründen eine Rückzugsstätte haben.
- Teilzeit-Singles: Menschen mit Bindung und gemeinsamer Wohnung für einen Teil der Woche, oft mit Kindern, die etwa aus Job-Zwängen einen zweiten Haushalt führen oder zeitweise in Hotels leben.
- Arbeits-Singles: Menschen, die sich trotz Partnerschaft dauerhaft für zwei weit getrennte Arbeitsplätze und zwei Haushalte entscheiden.
- Aktive ältere Singles:Resignierte Alt-Singles: Bewusst alleinlebende Senioren. Menschen über 55, manchmal verwitwet oder geschieden, die allein leben, oft offen für neue Partnerschaften.
- Die Pechvögel treffen einfach nicht den Richtigen (49%).
- Die Anspruchsvollen haben sehr hohe Erwartungen an einen Partner (41%).
- Die Gehetzten haben einfach zu viel zu tun, um auf Partnersuche zu gehen (36%).
- Die Schüchternen trauen sich nicht, auf jemanden zuzugehen (17%).
- Die Einsamen gehen selten aus. Für sie ist es schwierig, jemanden zu treffen (16%).
- Die Selbstbewussten schrecken andere mit ihrem Selbstbewusstsein ab (13%).
- Die Trauernden hängen noch an ihrem Ex-Partner (12%).
- Die Armen meinen, dass sich keiner in sie verliebt, weil sie zu wenig Geld haben (9%).
- Die Hässlichen finden sich nicht attraktiv genug, um jemanden kennen zu lernen (9%).
- Die Überzeugten sind gern Single und möchten im Moment keinen Partner (8%).
Eine weitere kleine Single-Typologie gefällig? Sie findet acht Typen:
- Der Solist – ja, der ist wirklich glücklich mit sich selbst.
- Der oder die Durchreisende – war seit der Teeniezeit kaum vier Wochen am Stück solo, ist eh‘ nur zur Stippvisite hier.
- Prinz Valium – ist so unspannend, dass Frauen eher 5 Folgen Auto-Motor-Soprt-TV gucken, als mit ihm einen Espresso zu trinken.
- Die Alleinerziehende – hat ein Kind. Das Kind ist ganz großartig. Aber es ist eben auch immer da.
- Der Karrierist – setzt andere Prioritäten. Freundschaften pflegt er meistens ebensowenig wie sein Liebesleben. Aber Freunde kann er sich ja dann später einfach nachkaufen.
- Die Verzweifelte – ist eine tragische Figur. Je länger sie sucht, desto hektischer blickt auf ihrer Stirn der Hinweis „Suche Notnagel!“. Letzte Rettung für diesen Typus: Paradoxes Verhalten.
- Der Anspruchsvolle – sieht selbst aus wie Karl Arsch, weiß aber bei Frauen genau was er will: Makellosigkeit. Grenzenlose Toleranz. Und bloß keine eigene Vergangenheit.
- Die Superzicke – gleicht dem Anspruchsvollen fast bis aufs Haar. Nur ihre Stimme ist etwas schriller. Und sie hat nichts gegen Geld.
Übrigens: Selbstbewusste Singles daten weniger
Apostolou et al. (2024) haben in einer umfangreichen Studie an Teilnehmern aus Griechenland, Zypern und der Türkei untersucht, wie das Selbstbewusstsein und der Beziehungsstatus das Datingverhalten beeinflusst. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit hohem Selbstbewusstsein deutlich weniger Zeit und Energie in die Partnersuche investieren als Personen mit niedrigem Selbstbewusstsein. Die Forscher vermuten, dass selbstbewusste Singles davon ausgehen, dass sie ohnehin erfolgreich einen Partner oder eine Partnerin finden werden, und sich daher weniger aktiv auf die Suche begeben müssen. Im Gegensatz dazu zeigten Studienteilnehmer, die unfreiwillig Single waren, einen deutlich höheren Aufwand beim Dating. Sie investierten im Schnitt zehn Stunden pro Woche in Onlinedating, Flirtversuche und Verabredungen, um ihre Situation zu ändern. Interessanterweise fanden die Wissenschaftler auch Unterschiede zwischen glücklichen und unglücklichen Singles. Probanden, die zufrieden mit ihrem Singledasein waren, gaben an, lediglich vier Stunden pro Woche für die Partnersuche aufzuwenden. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass das Selbstvertrauen eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie viel Energie Menschen in die Suche nach einer Beziehung investieren.
Quellen
Apostolou, Menelaos, Teke?, Burcu & Kagialis, Antonios (2024). What Drives Mating Effort: Fear of Singlehood, Relationship Status, and Self-Esteem. Adaptive Human Behavior and Physiology, 10, 130-147.
Girme, Y. U., Overall, N. C., Sivailele Faingataa, S. & Sibley, C. G. (2015). Happily Single: The Link Between Relationship Status and Well-Being Depends on Avoidance and Approach Social Goals. Social Psychological and Personality Science, DOI: 10.1177/1948550615599828.
Kittlaus, Bernd (2003).Das Single-Dasein. Leistungen und Grenzen von Begriffstraditionen und Typologien. Unveröffentlichte Magisterarbeit. Institut für Soziologie der Fernuniversität Hagen.
Frau, Daniela (2007). Singles als Lebensform und Lebensphase. Eine theoretische und empirische Analyse zur Differenzierung und Ausbreitung von Singles. Hausarbeit. Universität Zürich.
Stangl, W. (2024, 10. August). Selbstbewusste Singles daten weniger. arbeitsblätter news.
https://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/selbstbewusste-singles-daten-weniger/.
http://www.single-generation.de/wissenschaft/abstract_das_single_dasein.htm
OÖN vom 05.09.2008
http://www.stern.de/lifestyle/liebesleben/Typologie-Frust-Fun-Singles/510735.html (08-09-03)
http://www.einslive.de/magazin/specials/2008/02/1livesolo.jsp (08-09-04)
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