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Die Lochillusion

Es gibt einige statische Muster, die die Wahrnehmung einer illusorisch expandierenden zentralen Region oder eines „Lochs“ hervorrufen. Laeng et al. (2022) baten Beobachter, die Ausmaße der illusorischen Bewegung oder Ausdehnung schwarzer Löcher zu bewerten, und diese sagten den Grad der Pupillenerweiterung voraus, der mit einem Eye-Tracker gemessen wurde, d. h., mit Spezialkameras hatte man die Augenbewegungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Betrachten des Bildes verfolgt. Dabei zeigte sich auch, dass nicht alle, sondern nur sechsundachtzig Prozent die optische Illusion überhaupt wahrnahmen, d. h., bei diesen beobachtete man eine stärkere Erweiterung als bei den anderen. Die Augen reagierten übrigens auch, wenn die Farben umgekehrt werden, d. h., statt sich zu erweitern, ziehen sich die Pupillen dann zusammen, wie wenn sie sich auf ein helles Licht zubewegten. Waren die „Löcher“ hingegen farbig, d. h., strahlten sie Licht aus, verengten diese Muster die Pupillen, aber die subjektiven Ausdehnungen waren auch schwächer als bei den schwarzen Löchern. Die Änderungsraten der Pupillendurchmesser standen nur bei den schwarzen Löchern in signifikantem Zusammenhang mit der Phänomenologie der Scheinbewegungen.


Diese Befunde lassen sich im Rahmen einer Gegenwartswahrnehmung visueller Täuschungen erklären, bei der sowohl die illusorische Bewegung als auch die Pupillenanpassungen kompensatorische Mechanismen für die Wahrnehmung des nächsten Augenblicks darstellen, die auf gemeinsamen Erfahrungen mit den ökologischen Gesetzmäßigkeiten des Lichts beruhen.

Literatur

Laeng, Bruno, Nabil, Shoaib & Kitaoka, Akiyoshi (2022). The Eye Pupil Adjusts to Illusorily Expanding Holes. Frontiers in Human Neuroscience, 16, doi:10.3389/fnhum.2022.877249.


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