In seinen Forschungen kritisiert der Psychologe und Verhaltensforscher Harry Harlow (1949) die damaligen Ansätze zur Erklärung des Lernens bei Tieren und deren Übertragung auf den Menschen. Er merkt an, dass die meisten Versuchsergebnisse lediglich für die jeweilige untersuchte Tierart gelten und somit nicht auf den Menschen übertragbar seien, d. h., sie stifteten mehr Verwirrung als dass sie zu Erkenntnissen über das Lernen führten. Insbesondere störte Harlow die typischen Versuchsanordnungen, die meist nur eine sehr kurze Untersuchungsdauer umfasst und lediglich isolierte konditionierte Reaktionen auf bestimmte Reize untersucht.
Des Weiteren führt Harlow an, dass die menschliche Persönlichkeit nicht durch einzelne Lernsituationen konstituiert wird, sondern durch vielfach wiederholte Lernsituationen in ähnlicher Form. Harlow meinte, die lernpsychologischen Experimente reichten nicht aus, um sie auf den Menschen zu übertragen, da sich der Mensch als höher entwickeltes Tier deutlich von anderen Tieren unterscheidet, die sich lediglich durch Trial and Error anpassten. Die Persönlichkeitsstruktur des Menschen werde weitläufiger geprägt als bei Tieren. Die persönlichen, emotionalen und intellektuellen Prägungen des Menschen ließen sich nicht als eine einfache Summe von unendlich vielen Reiz-Reaktions-Schemata verstehen.
Bekannt wurde er, als er ab 1957 Rhesusaffen-Babys dazu benutzte, um an ihnen die Grundlagen der Mutter-Kind-Bindung zu erforschen. In Experimenten zeigt Harlow junge Rhesus-Äffchen, die ohne ihre Mutter in einen Käfig gesetzt werden, in dem sie die Wahl zwischen zwei Attrappen haben: einer aus Draht nachgebildeten, Milch spendenden „Ersatzmutter“ und einer gleich großen, mit Stoff bespannten „Ersatzmutter“, die aber keine Milch spendet. Die Äffchen hielten sich bei der Milchspenderin stets nur zur Nahrungsaufnahme auf, kuschelten sich aber ansonsten auf die stoffbespannte Attrappe. Diese Experimente bewiesen, dass die von Vertretern des Behaviorismus an Ratten und Tauben mithilfe von Futterbelohnung bewirkten Verhaltensänderungen nicht ohne weiteres auf Primaten übertragbar sind und dass sie schon gar nicht als allgemein gültige Strategie der Verhaltensformung angesehen werden können, denn die behavioristische Vorgehensweise blendet sämtliche Emotionen als irrelevant aus. Das menschliche Verhalten ist nach Harlow daher in Form von Veränderungen zu verstehen, die durch mehrfache, aber vergleichbare Lernprobleme bewirkt werden.
Die Bedeutung des Urvertrauens im Leben eines Kindes geht daher auf Forschungen des amerikanischen Psychologen Harry Harlow zurück. Harlow machte seine Studien in einer Zeit, in der Forschung über die Bedeutung von Liebe und Beziehungen in einer Wissenschaft und somit auch nicht in der Psychologie etwas zu suchen hatten. Sie galten vor allem auf Grund des herrschenden Behaviorismus nichts, da Beziehungen und andere emotionale Regungen des Menschen als etwas betrachtet wurden, das der noch jungen wissenschaftlichen Psychologie nur einen Ruf der Unseriosität einbringen würde. Als der experimentelle arbeitende Psychologe Harlow einen Lehrstuhl annimmt, dominiert gerade die Lehrmeinung von John B. Watson und seiner Anhänger, die Mutterliebe als gefährliches Instrument einstuften. Nach der hohen Säuglingssterblichkeit, die man zuvor in Kinderheimen beobachtet hatte, setzte sich das Prinzip höchster und damit auch emotionaler Sterilität in der Wissenschaft durch, denn wer Kinder bemutterte, schwächte sie.
Literatur
Harlow, H. F. (1949). The formation of learning sets. Psychological Review, 56, 51–65.
Stangl, W. (1988). Die frühkindliche Bindung an die Bezugsperson. [werner stangl]s arbeitsblätter.
WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/ERZIEHUNG/Bindung.shtml (88-01-15).
https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Harlow (14-12-11)
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