Vorweg: Ein Mythos ist die Annahme, dass Hochbegabung zu hervorragenden schulischen Leistung führt, denn Perfektionismus und nagende Selbstzweifel führen eher dazu, dass Menschen trotz Hochbegabung Schwierigkeiten haben, neue Aufgaben zu verstehen oder erlernte Übungswege auf andere Aufgaben zu übertragen.
Was sind die Anlässe und wie hängen sie mit Geschlecht, Ausbildungsstufe und Hochbegabung zusammen?
Die Daten der insgesamt 440 Kinder, wobei 71,1% männlich und 28,5% weiblich sind, wurden im Zeitraum Jänner 1999 bis Juni 2005 gesammelt. Das Alter reicht von 5 bis 12 und liegt im Durchschnitt bei 7,83 Jahren. Hochbegabung ist dadurch definiert, dass ein IQ-Wert von 130 überschritten wird. Dieses Kriterium erfüllen 33%, also 145 der Kinder. In dieser Studie werden ausschließlich allgemeine, und keine bereichsspezifischen Hochbegabungen berücksichtigt (vgl. Eckelmann & Preckel, 2008, S. 19).
Ein weiteres wichtiges Merkmal stellt die Ausbildungsstufe dar. Mit 63,1% sind Kinder, welche die Grundschule besuchen, überrepräsentiert (vgl. Eckelmann & Preckel, 2008, S. 19).
Die Erhebung ist mittels Fragebögen, telefonischer Kontakte, als auch Protokollen der Beratungsgespräche durchgeführt worden. Die 13 Kategorien der Beratungsanlässe sind folgendermaßen unterteilt (vgl. Eckelmann & Preckel, 2008, S. 19):
- Suche nach Fördermöglichkeiten
- Hochbegabungsdiagnose
- Unterforderung und Langeweile
- Vorzeitige Einschulung
- Leistungsstörungen/-probleme
- Erziehungsberatung
- Überspringen von Schulklassen
- Verhaltensprobleme
- Konzentrationsstörungen
- Gutachtenerstellung
- Motivationsprobleme
- Soziale Probleme
- Aggressives Verhalten
Die grundlegenden Fragen dieser Untersuchung sind die folgenden:
- Wie hängen die einzelnen Beratungsanlässe miteinander zusammen und wie oft kommen die einzelnen Beratungsanlässe vor?
- Lassen sich die bisherigen Befunde zu geschlechts- und altersabhängigen Unterschieden in der Häufigkeit der genannten Beratungsanlässe replizieren?
- Gibt es Unterschiede die der Häufigkeit bestimmter Beratungsanlässe bei der Beratung mit hochbegabten und nicht hochbegabten Kindern (Eckelmann & Preckel, 2008, S. 19)
Ein wichtiger Aspekt bei der Betrachtung der Untersuchungsergebnisse ist jener, dass die verwendete Stichprobe bereits vorselektiert ist, da die Beratungsstelle im Speziellen hochbegabte Kinder anspricht. Weitere Einschränkungen stellen die IQ-Definition von Hochbegabung, sowie der Ausschluss bereichsspezifischer Hochbegabter dar (vgl. Eckelmann & Preckel, 2008, S. 23).
Zusammenhänge zwischen verschiedenen Beratungsanlässen können nicht gefunden werden, da diese in sehr unterschiedlichen Kombinationen auftauchen. Der häufigste Grund, die Beratungsstelle aufzusuchen, ist die Hochbegabtendiagnose, gefolgt von der Suche nach Fördermöglichkeiten und schulische Unterforderung oder Langeweile. Wobei die positive Hochbegabtendiagnose häufiger bei Jungen, als bei Mädchen gestellt werden kann (vgl. Eckelmann & Preckel, 2008, S. 22ff).
Bei den Unterschieden geschlechtlicher Natur wird angemerkt, dass bei Mädchen eher Fragen zur Förderung gestellt werden und Jungen meist wegen Verhaltensauffälligkeiten die Beratungsstelle aufsuchen. Diese Unterscheidung ist jedoch unabhängig davon, ob die Kinder als hochbegabt oder nicht hochbegabt eingestuft werden (vlg. Eckelmann & Preckel, 2008, ?S. 21).
Im Grundschulalter sind die vorherrschenden Themen Überspringen von Klassen und Unterforderung bzw. Langeweile. Je höher die Schulbildung, umso mehr rücken Konzentrations- und Motivationsprobleme, aber auch Leistungsstörungen in den Mittelpunkt (vgl. Eckelmann & Preckel, 2008, S. 21ff).
Literatur
Eckelmann, C. & Preckel, F. (2008). Beratung bei (vermuteter) Hochbegabung: Was sind die Anlässe und wie hängen sie mit Geschlecht, Ausbildungsstufe und Hochbegabung zusammen? Psychologie in Erziehung und Unterricht, 55, 16-26.
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