Ein Kategorienfehler bzw. eine Kategorienverwechslung (category mistake) wird von einem Sprecher begangen, wenn er einen sprachlichen Ausdruck auf eine Weise verwendet, die nicht dem logischen Typ des Ausdrucks entspricht. Der logische Typ eines Ausdrucks ist die Klasse seiner logisch richtigen Verwendungsweisen. Kategorien sind dabei in der wissenschaftlichen Logik jene Grundbegriffe, innerhalb der Grundmerkmale des Forschungsgegenstandes untersucht werden können. Diese sind für eine Wissenschaft in sofern bedeutsam, dann nur in solchen klar definierten Kategorien kann sinnvoll Forschung betrieben werden.
Kategorienfehler bestehen etwa darin, dass an Leerstellen einer Aussageform, die nur durch Ausdrücke eines bestimmten Typs sinnvoll gefüllt werden können, Ausdrücke eines anderen semantischen Typs eingesetzt werden, so dass ein sinnloser Satz entsteht. Setzt man z.B. in die Aussageform »Acht ist ______ « in die Leerstelle »eine Primzahl« ein, so entsteht ein falscher Satz (kein Kategorienfehler!), während die Einsetzung »nachdenklich« einen sinnlosen Satz ergibt.
G. Ryle entwickelt eine Theorie der sog. Kategorienfehler (engl. category mistakes), die entstehen, wenn Ausdrücke verschiedener logischer Kategorien vermengt werden. Zwei Ausdrücke (z. B. <Peter> und <Sonntag> gehören nach Ryle verschiedenen logischen Kategorien zu, sofern in bestimmte Satztypen (z. B. <… liegt im Bett> zwar der eine, aber nicht der andere Ausdruck hineinpasst. So liegt bei der Aussage, <Sonntag liegt im Bett> ein Kategorienfehler vor. Laut Ryle muss auch der cartesianische Dualismus von Leib und Seele als Kategorienfehler aufgefasst werden.“ Zahlreiche philosophische Probleme, die sich an Begriffe wie Geist, Wille oder Bewusstsein knüpfen, resultieren aus einer falschen Verwendung dieser Begriffe. Ein prominentes Beispiel dafür ist das Leib-Seele-Problem. Mit seiner Analyse will Ryle zeigen, dass solche philosophischen Probleme bei genauerer Betrachtung gar keine Probleme sind. Ryle sieht daher die Aufgabe der Philosophie darin, „Kategoriengewohnheiten durch Kategoriendisziplin zu ersetzen“.
Ontologisch interpretiert besteht ein Kategorienfehler darin, einem bestimmten Ding (z.B. der Acht) eine Eigenschaft (im Beispiel nachdenklich sein) zuzusprechen, die Dingen von dieser Art generell nicht zukommt. Semantisch interpretiert wird bei einem Kategorienfehler dem singulären Term ein Prädikat zugeordnet, durch das er nicht näher bestimmt werden kann. Es ist umstritten, ob die ontologische Erklärung von Kategorienfehlern eine weiterreichende Bedeutung hat als die semantische oder ob ontologische Aussagen ausschließlich durch Aussagen über den Sprachgebrauch zu klären sind. Umstritten ist auch die Unterscheidung zwischen syntaktisch fehlerhaften, ungrammatischen (Bsp. »Anja kariert doppelt.«) und semantisch sinnlosen Zusammensetzungen. Auch metaphorische Verwendungen (»Christians Klavierspiel ist feurig.«) werfen bezüglich der Abgrenzung zu Kategorienfehlern bisher ungelöste Probleme auf.
In der Psychologie fristet aber etwa im Gegensatz zur Biologie die Kategorienlehre ein Schattendasein bzw. es wurde niemals eine spezielle Kategorienlehre entwickelt. Schon Richard Müller-Freienfels forderte, an einer speziellen Kategorienlehre der Psychologie zu arbeiten, denn der Streit zwischen den verschiedenen Richtungen der Psychologie ist seiner Meinung nach zum großen Teil ein Streit um die Kategorien, der meist auf anderen, abgeleiteten Gebieten ausgefochten wird (Stangl, 2023).
Literatur
Hügli, Anton & Lübcke, Poul (Hg.): Philosophielexikon. Personen und Begriffe der abendländischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart. Reinbek: Rowohlt, 1991, S. 315.
Stangl, W. (2011, 7. Juli). Kategorienlehre. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/11970/kategorienlehre-psychologische
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