Der Kognitionsforscher Gustav Kuhn untersuchte Zaubertricks und kam zu dem Schluss, dass ein Zauberer nicht die Augen täuscht, sondern das Gehirn. Wenn ein Zauberer einen Ball mehrfach in die Luft wirft, um ihn immer wieder aufzufangen und dann in einem letzten Versuch den Wurf aber nur simuliert, indem er seine Hände wie zuvor bewegt, aber statt den Ball loszulassen er diesen in seiner hohlen Hand versteckt und mit Kopf und Augen der imaginäre Flugbahn folgt, dann schwören die meisten, dass er den Ball ins Nichts katapultiert hat. Die Zuschauer schauen nämlich gar nicht auf die Stelle, an der sie nach eigener Aussage den Ball verschwinden sahen, sondern folgen den Kopf- und Augenbewegungen des Zauberers, also den sozialen Signalen. Diese Signale ziehen die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters auf die erwartete Position des Balls. Diese Täuschung gelingt nur, weil bestimmte Nervenzellen im Gehirn auf reale Bewegungen ähnlich reagieren wie auf angedeutete Bewegungen, und weil optische Reize mit einer winzigen Verzögerung von den Augen ins Bewusstsein gelangen. Die entsprechende zeitliche Lücke kompensiert das Gehirn, in dem es „voraus denkt“, d.h., es zeichnet in diesem Fall die Flugbahn des Balls eine bestimmte Zeit lang voraus, und zwar solange, bis das Bewusstsein mitbekommt, dass da gar nichts mehr fliegt. Das ist übrigens auch die Finte, der Hunde erliegen, wenn sie einem Stock nachrennen, den das Herrchen nur angedeutet geworfen hat. Ein plötzlich verschwindendes Objekt scheint für das Gehirn daher noch ein Stück weit seiner vorherigen Bahn zu folgen.
Zusammengefass nach Klaus Wilhelm: Zauberer täuschen unser Gehirn und nicht unsere Augen. Basler Zeitung: WISSEN vom 16.9.2009.
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