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Zehn Schritte des Loslassens

Wir vergeben zu wenig und vergessen zuviel.
Sophie-Jeanne Soymonof Swetchine

Das Leben wird leichter,
wenn wir nicht jeden Stein,
der uns in den Weg gelegt wird,
in den Rucksack packen.
Stefan Werner Huber

Wenn Menschen Probleme haben, etwas loszulassen, haben sie vermutlich die Sorge, damit mehr als die bezeichnete Sache zu verlieren, denn so kann etwa die Angst vor Einsamkeit Menschen daran hindern, eine sehr belastende Beziehung zu beenden. Daher ist es wichtig, den Ursprung dieser Angst ausfindig zu machen, um dagegen vorgehen zu können. Man sollte daher zuerst herausfinden, was es ist, was man eigentlich will und braucht. Gut wäre auch zu wissen, warum man überhaupt die Sorge hat, das Entsprechende zu verlieren, wobei die Hintergründe hier biographisch sein können, denn ein Kind ohne verlässliches familiäres Umfeld hat später im Leben möglicherweise Schwierigkeiten, auf die Beständigkeit von Beziehungen zu vertrauen. Daher sollte man sich mit seinen Gefühlen und den Ursachen auseinandersetzen, etwa indem man sich mit Vertrauenspersonen offen ausspricht oder auch professionelle Hilfe in Anspruch nimmt. Wenn man kann, sollte man die Verlustängste auch in der Partnerschaft thematisieren, wobei man bewusst zwischen Verlustangst und Eifersucht unterscheiden sollte, denn letztere könnte als Zeichen mangelnden Vertrauens gewertet werden, während erstere eher persönliche Ursachen hat.

Das Konzept des Loslassens spielt in der therapeutischen Praxis eine wichtige Rolle, um Menschen zu helfen, sich von belastenden Gedanken oder Emotionen zu befreien. Es beinhaltet oft die Akzeptanz von Veränderungen, die Verarbeitung von Vergangenem und das Entwickeln von Strategien, um mit Unsicherheiten umzugehen. Aber auch in der Bildung kann das Loslassen eine wichtige Rolle spielen, denn Bildung beschränkt sich nicht auf die Vermittlung von Faktenwissen, sondern beinhaltet auch die Entwicklung persönlicher Fähigkeiten und emotionaler Intelligenz. Künstlerinnen und Künstler nutzen die Vielfalt der Ausdrucksformen und Denkweisen, um unterschiedliche Perspektiven zu erkennen und zu verstehen.


Menschen, die kürzlich oder auch vor längerer Zeit jemanden verloren haben, zeigen oft große Probleme mit dem Loslassen. August Höglinger begleitet seit vielen Jahren trauernde Menschen und hat folgende zehn Schritte des Loslassens zusammengefasst:

  1. „Ich nehme dir übel …“
    Wut und Trauer müssen heraus! Einer der wichtigsten Schritte ist, negative und schmerzliche Gefühle zu einer Person zuzulassen – und sei es „nur“ die Wut über den Verlust! Ungesagtes und Verdrängtes führen sonst dazu, dass Lebende nicht leben und Verstorbene nicht sterben können.
  2. „Ich danke dir …“
    Der Schritt des Bedankens trägt dazu bei, dass das, was noch zu bedanken ist, nachgeholt wird. Dankbarkeit ist die tiefste Form zu zeigen, was einem der Verstorbene bedeutet hat.
  3. „Ich vergebe dir …“
    Vergeben ist ein wesentlicher Teil des Loslassens zum Verheilen von Wunden. Der Vergebende verzichtet auf den Ausgleich der offenen Schuld aus ganzem Herzen. Nicht die Zeit, die Vergebung heilt eine Wunde.
  4.  „Es tut mir leid …“
    Die meisten Verletzungen passieren unbewusst. Oft kann nur erahnt werden, was man einem anderen Menschen angetan hat. Durch diesen Schritt wird gezeigt, dass es einem aus tiefsten Herzen leid tut. Nicht nur die sichtbare Geste, sondern auch das Eingestehen der Schuld und die Vergebung im Herzen sind das Entscheidende.
  5. „Ich vergebe mir …“
    Anderen Menschen kann man erst dann vergeben, wenn man sich selbst vergeben kann. Das ist oft der schwierigste Schritt. Sich zu vergeben bedeutet, sich aus ganzem Herzen keine Selbstvorwürfe mehr über eine unglückselige Situation zu machen.
  6. „Ich vermisse dich …“
    Einen vertrauten Menschen zu verlieren tut sehr weh. Weinen ist heilsam, spült den Schmerz langsam hinaus und erleichtert das Herz. Doch die Trauer um das, was unwiederbringlich verloren gegangen ist, braucht seine Zeit. Es geht nicht anders und auch nicht schneller.
  7.  „Ich liebe dich …“
    Die höchste Form, Liebe zu zeigen, ist, mit dem Herzen zu sprechen. So drückt man auch die Liebe für den Menschen aus, den man loslässt. Im Alltag geschieht dies oft zu wenig. Das Zeigen der Liebe behält aber Wert, jetzt und über den Tod hinaus.
  8. „Ich ehre und ich achte dich …“
    Dieser Schritt ist ein wahrer Prüfstein. Wenn noch Verletzungen da sind, wird keine Achtung über das Herz zustande gebracht werden können. Gedenken kann man erst dann richtig gut, wenn man sich mit dem Menschen, den man loslässt, wirklich versöhnt hat.
  9.  „Es geht gut weiter …“
    Menschen wollen wissen, dass es gut weitergeht. Besonders für den Seelenfrieden von Verstorbenen hat dies große Bedeutung. Der Hinterbliebene wendet sich dadurch wieder dem Leben zu.
  10.  „Ich bitte dich …“
    In diesem letzten Schritt bitten jene, die auf Erden weiterleben, jene, die gehen, um den Segen. Einander zu segnen ist in der heutigen Zeit als Form der Zuwendung leider abhanden gekommen. Es bedeutet, den anderen seinen eigenen Weg gehen zu lassen und ihn dabei mit aller Liebe zu begleiten.

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