Als Frankfurter Schule wird die neomarxistische dialektische Kritische Theorie bezeichnet, die von Max Horkheimer und Theodor Wiesengrund-Adorno im Institut für Sozialforschung (IfS) begründet worden war. 1930 wurde Horkheimer zum Ordinarius für Sozialphilosophie an der Universität Frankfurt/Main ernannt und gründete dort das IfS. Nach der Schließung des Instituts durch die Nationalsozialisten emigrierte Horkheimer nach New York, wo er an der Columbia University das IfS neu gründete. Von dort leistete er die ideologische Vorarbeit für die Gehirnwäsche, die als ,,Re education“ Maßnahmen nach dem Krieg durch die Westalliierten im besiegten Deutschland durchgeführt wurden. 1947 veröffentlichte er gemeinsam mit Adorno die Dialektik der I. Einführung zu den Begriffen Frankfurter Schule und Kritische Theorie Eine philosophische Schule wie die Frankfurter Schule besteht aus der Gemeinschaft der Lehrer- und Schülergeneration, die durch gemeinsame Grundanschauungen, durch gemeinsame Forschungsmethoden und Ziele miteinander verbunden sind und die sich mit einer Idee oder mit einem Programm identifizieren.
Die Namen Frankfurter Schule und Kritische Theorie hat Max Horkheimer in den frühen 30er Jahren erfunden und genutzt, um seine Position vom dogmatischen Marxismus abzugrenzen und um zu dokumentieren, daß die „Frankfurter“ einen revisionistischen Marxismus (Neomarxismus) vertreten. Dogmatisch-orthodoxer Marxismus wurde in den 30er Jahren mit KPD und Stalinismus gleichgesetzt. Zugleich wollte Horkheimer seiner Theorie eine ganz besondere Aura, ein unverwechselbares Merkmal der qualitativen Unterscheidung von anderen Theorien, etwa der Philosophie des Deutschen Idealismus, verleihen. Die Kritische Theorie der Frankfurter Lehrer und Schüler meint ein Denken, das in einer offenen Form der marxistischen Tradition steht und das der Abschaffung von Herrschaft (jeder Art, d. Verf.) verpflichtet ist. Für den bekannten Historiker Golo Mann, der in der amerikanischen Emigration sozusagen Hausnachbar von Horkheimer war, ist Kritische Theorie nichts anderes als »Marxismus für feine Leute«, also Intellektuelle. Die Kritische Theorie unterscheidet sich grundlegend von traditionellen Theorien und Wissenschaften, die vom Interesse an Objektivität und Wahrheit geleitet sind. Die Kritische Theorie ist demgegenüber vom Interesse an Veränderung der bestehenden Gesellschaft geleitet und aus diesem Grunde an der Hervorbringung eines bestimmten Verhaltens, d.h. „Kritischen Verhaltens“ interessiert. Das erkenntnisleitende Interesse der „Frankfurter“ ist auf Veränderung und kritisches Verhalten gerichtet. Dieses kritische Verhalten zeige sich in dem bewußten Widerspruch gegen das gesellschaftliche Ganze. Die „Kritik“ ist prinzipielle Kritik, d.h. eine Grundhaltung der Verneinung aller Wirklichkeit und zugleich Kampf gegen das Bestehende, also gegen die bürgerliche Gesellschaft im weitesten Sinne. Die Kritische Theorie will die Wirklichkeit nicht beschreiben, sie will sie verändern, sie steht damit im polemischen Widerspruch zu allen traditionellen Wissenschaften, insbesondere zur Philosophie des Deutschen Idealismus. Damit ist schon angedeutet, daß die Gründerväter der Frankfurter Schule Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Jürgen Habermas, aber auch deren frühe Mitarbeiter, etwa der Sexualtheoretiker und Sexualpolitiker Wilhelm Reich, der evangelische Religionsphilosoph und Theologe Paul Tillich, die Psychoanalytiker Erich Fromm und Alexander Mitscherlich und der marxistische Nationalökonom und KP-Funktionär Friedrich Pollock und viele andere keine neuen Ideen hervorbrachten oder verwirklichten, die Väter standen vielmehr auf den Schultern der geistigen Großväter, vor allem auf Karl Marx und Sigmund Freud, bzw. der geistigen Urgroßväter Jean-Jacques Rousseau und der Französischen Revolution von 1792 (nicht 1789). Marx und Freud, beide prominente Vertreter des philosophischen Materialismus, nahmen die These Rousseaus auf, daß die »Zivilisation das Glück des Menschen, das ihm im Naturzustand zuteil wurde, zerstört und die Sitten verdorben habe«. Von Natur aus sei der Mensch gut, erst mit dem Privatbesitz, der eigentlichen Ursünde des Kapitalismus, seien Herrschaft und Unterdrückung und damit Unglück und Bosheit in die Welt gekommen. Allein durch die Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln könne die Herrschaft von Menschen über Menschen endgültig beendet und eine menschenwürdige Gesellschaft – das Paradies auf Erden – errichtet werden.
Nachricht ::: Stangls Bemerkungen ::: Stangls Notizen ::: Impressum
Datenschutzerklärung ::: © Werner Stangl :::