Wie die bloße Abbildung bekannter weiblicher und männlicher Führungskräfte unser implizites Denken zu Führung beeinflusst
Der Anteil an Frauen in Deutschland die im Top-Management beschäftigt sind, beträgt 11%. Diese werden jedoch im Vergleich mit Männern in der Regel um ein Drittel schlechter entlohnt und müssen am Arbeitsplatz mehr leisten, um befördert zu werden. Um diese systematische Benachteiligung zu unterbinden, wurde die Quotenregelung eingeführt. Diese gilt aber wiederum als eher kontraproduktiv, da sie Reaktanz bei beiden Geschlechtern hervorruft. Die Studie versucht nachzuweisen, wie man proto-typische männliche Bilder von Führungskräften anhand von gezeigten Illustrationen zugunsten von Frauen verändern kann). Diese Stichprobe setzt sich aus 50 weiblichen und 27 männlichen Studierenden der Universität Hamburg und Fachhochschule Wedel, im Altersdurchschnitt von 27 Jahren zusammen. Als Reaktionszeitmessung diente dabei der Single Target Implicit Association Test (ST-IAT), dieser misst wie stark Konzepte miteinander assoziiert sind. Das heißt, die Zeit die zur Erfüllung einer Aufgabe benötigt wird, gibt über die Assoziationsstärke Auskunft. Die Teilnehmer wurden in 2 Gruppen unterteilt, wobei der einen Bilder bekannter, weiblicher Führungskräfte, und der anderen männliche Führungskräfte vorgezeigt wurden. Ergebnis ist, dass eine deutliche Bevorzugung der Kombination „Mann + Führung“ gewählt wurde. Das heißt die kognitive Assoziation der Konzepte „Mann und Führung“ fällt zwar leichter, aber dieses Assoziationsmuster lässt sich jedoch nach Rezeption der Bilder an „Frau und Führung“ an das Muster „Mann und Führung“ annähern. Geschlechterspezifisch betrachtet, hatte die Intervention weibliche Führungskräfte vorzulegen, nur auf Frauen die erwartete Wirkung (vgl. van Quaquebeke & Schmerling, 2010, S. 95-97).
Die Ergebnisse sprechen also für Wirksamkeit von Interventionen, jedoch kommt es durch die Konfrontation mit Bildern nicht zu einer Umkehr (Frau wird mit Führung assoziiert), sondern lediglich zu einer Approximation zu „Führung und Mann“. Kurze Bildinterventionen sind aber zu unerheblich, um fest angeeignete Einstellungsmuster ins Gegenteil zu verkehren. Ebenso war ein stärker ausgeprägter Effekt der Interventionen bei den Frauen aufzuzeigen, jedoch ist es verfrüht, männliche und weibliche Probanden gleichermaßen zu interpretieren. Für künftige Forschungstätigkeiten, sollten die Geschlechter getrennt betrachtet werden. Eine Verzerrung könnte bei diesem Experiment durch, soziale Identität hervorgerufen werden, da Frauen in das prototypische Bild von Führung bereits weibliche Eigenschaften eingegliedert haben. Ein weiteres Zerrbild könnte sein, dass kognitive Kategorisierungsprozesse nicht immer linear stattfinden, eine Anpassung an das Bild „Frau und Führung“ kann unerwartet nachgeholt werden. Eine derart kurze Intervention kann für Männer nicht ausgereicht haben, um einen Wendepunkt zu überschreiten. Für künftige Forschungstätigkeiten wäre es deshalb denkbar, Interventionen über längere und vermehrte Zeiträume zu untersuchen, um eine Veränderung des Assoziationsmusters zu erkennen.
Literatur
Van Quaquebeke, N. & Schmerling, A. (2010). Kognitive Gleichstellung. Wie bloße Abbildung bekannter weiblicher und männlicher Führungskräfte unser implizites Denken zu Führung beeinflusst. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 54, 91-104.
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