Das Vorschulalter ist entwicklungspsychologisch betrachtet eine interessante Phase, denn das wachsende Sprachvermögen ermöglicht es Eltern und deren Kindern, neue Erfahrungen zu besprechen und sich darüber auszutauschen. In einer Längsschnittstudie mit Kindern im Alter von drei Jahren beobachteten Nancy McElwain et al. (2008) die Interaktion und Beziehung der Kinder zu ihren Eltern und untersuchten diese abermals im Alter von viereinhalb Jahren sowie in der ersten und in der dritten Klasse Grundschule. Beide Elternteile füllten in dieser Untersuchung Fragenbögen zu ihrem Verhalten gegenüber den eigenen Kindern aus, während das emotionale Verhalten der Kinder in standardisierten Situationen beobachtet wurde. Jene Kinder, deren Eltern ihre emotionale Unterstützung an die jeweilige Situation anpassten, waren selbst empathischer und hatten auch weniger Konflikte mit ihren Freunden, während Kinder, deren Eltern undifferenziert auf Gefühlsregungen reagierten, Probleme in ihren sozialen Beziehungen hatten. Übermäßige Unterstützung von Vater und Mutter dürfte also die spätere Konfliktfähigkeit der Kinder behindern und deren Fähigkeiten für eigene Problemlösungen negativ beeinflussen. Kinder mit einer sicheren Bindung sprachen viel offener über ihre positiven und negativen Gefühle. Im Grundschulalter bewerteten sie das Verhalten Gleichaltriger auch wesentlich differenzierter, denn sollten sie sich etwa eine Situation vorstellen, in denen ein anderer ihnen einen Ball in den Rücken wirft, so vermuteten sie dahinter nicht unbedingt sofort eine Aggression und reagierten dementsprechend ausgewogen. Es zeigt sich also, dass ein offener Umgang mit den eigenen Gefühlen und insbesondere mit negativen Emotionen im Elternhaus die spätere soziale Kompetenz der Kinder stärkt. Die Art und Weise, wie Eltern auf Gefühlsäußerungen ihrer Kinder wie Ärger oder Wut reagieren, spielt daher eine Schlüsselrolle für die soziale und emotionale Entwicklung der Heranwachsenden. Eltern, die auf Unmutsbekundungen und negative Gefühlsäußerungen ihrer Kinder mit allzu viel Verständnis und Hinwendung reagieren, tun den Sprösslingen damit offenbar nichts Gutes.
Literatur
McElwain, Nancy L., Booth-LaForce, Cathryn, Lansford, Jennifer E., Wu. Xiaoying & Dyer, W. Justin (2008). A Process Model of Attachment–Friend Linkages: Hostile Attribution Biases, Language Ability, and Mother–Child Affective Mutuality as Intervening Mechanisms. Child Development, 79, 1891 – 1906.
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