Typologien als Vereinfacher der Lebenswelt sind wieder in Mode gekommen, selbst in Zeiten intensiver Hirnforschung – so teilt die Anthropologin Helen Fisher Menschen in vier Persönlichkeitstypen ein, die auf vier verschiedenen chemischen Systemen im Gehirn basieren. Ausgangspunkt für ihre Typologie war die in zahlreichen Studien unbeantwortet gebliebene Frage: Warum verliebt man sich in einen Menschen und in den anderen nicht? Fisher konnte nicht glauben, dass die Evolution es der Laune überlässt, mit wem Menschen ihre Gene vermischen. Um dem auf die Spur zu kommen, hat Fisher basierend auf ihren Forschungsarbeiten zum Thema Genetik und Neurochemie einen Fragebogen erarbeitet, den weltweit 39.913 Personen auf einem Internet-Dating-Portal bearbeitet haben.
Für die Herausbildung der Persönlichkeit spielen nach Ansicht von Fisher nur vier Stoffe eine Rolle: Dopamin, Serotonin, Testosteron und Östrogen. Wie viel von jedem der Stoffe welcher Mensch produziert, ist in den Genen festgelegt und bestimmt über das chemische System im Gehirn, wie wir sind, sodass Persönlichkeit in den biologischen Anlagen begründet liegt. Aristoteles und Paracelsus haben ähnliche Persönlichkeitstypen (Sanguiniker, Melancholiker, Phlegmatiker, Choleriker) beschrieben, die auf innerkörperlichen Merkmalen beruhen, doch ohne die zu Grunde liegende Körperchemie zu kennen. Auch Knigge knüpft an diese Typenlehre der Antike an und beschrieb Mischformen und gab Empfehlungen über den Umgang mit solchen Menschen. Die von Fisher berechneten Typen bevorzugen unterschiedliche Wohnorte, haben unterschiedliche religiöse Werte, haben verschiedene Formen zu denken und zu handeln.
Entdecker (26 Prozent) haben ein aktives Dopamin-System, er hat Lust auf Neues, denn das Gen DRD4 regelt seinen Dopaminstoffwechsel und begründet die Suche nach Abwechslung. Entdecker suchen nach einem Spielgefährten, Sex ist für sie Unterhaltung. Wegbereiter (16,3 Prozent) werden hingegen vom Testosteron- und Diplomaten (29,1 Prozent) vom Östrogen-System beherrscht. Gründer (28,6 Prozent) sind weitgehend Serotonin-gesteuert und wollen einen Gefährten, der mit ihnen ein Team bildet, Sex betrachten sie als Entspannung.
In einer zweiten Studie mit 28.128 Teilnehmern untersuchte Helen Fisher, welcher Typ sich von welchem angezogen fühlt: Entdecker finden Entdecker cool, Gründer binden sich an Gründer, Wegbereiter wählen Diplomaten und umgekehrt. Der Wegbereiter sucht in der Beziehung intellektuelle Herausforderung, über Sex redet er nicht, was wohl an der tiefen symbolischen Bedeutung liegt, die er der körperlichen Liebe gibt. Er sucht aber einen Gefährten mit offen Antennen und viel Fantasie. Und den findet er im Diplomat. Der wiederum eine Art von Liebe anstrebt, mit der die anderen Typen wenig anfangen – „agape“, die selbstlose, bedingungslose Liebe.
Übrigens gibt es sogar die Bezeichnung Dopamin-Fasten, das dabei auf der Annahme gründet, dass der Botenstoff Dopamin im Gehirn im modernen Alltag zu viel produziert wird. Es heißt dabei auf einer Internetseite: „Dopamin dient im Körper unter anderem als Belohnungsmechanismus – wird also immer dann ausgeschüttet, wenn einem etwas gefällt. Die Theorie der Fastenden ist, dass sich der Körper durch die ständigen Reize, denen wir ausgesetzt sind, an ein hohes Level Dopamin gewöhnt und somit quasi abstumpft. Der Reizentzug soll deshalb bewirken, dass man hinterher wieder sensibler auf die täglichen Erlebnisse reagiert, die kleinen Dinge mehr zu schätzen weiß und die eigenen Gedanken stärker wahrnimmt.“
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