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Noch eine Typologie von Jugendlichen

In der Sinus-Milieu-Jugendstudie wurden im Herbst 2012 fünfzig qualitative Befragungen und 1500 Online-Interviews mit 14- bis 29-Jährigen in Österreich durchgeführt, wobei sich sechs verschiedene Typen von Jugendlichen herauskristallisiert haben, die trotz Unterschieden einen Zwang zur performativen Existenz verspüren, d. h., ihnen ist die Selbstdarstellung besonders wichtig. Nach Angaben der Studienleiter haben die untersuchten Jugendlichen wenige Problem damit, Werte zu mischen, die früher kaum zusammengepasst hätten, etwa traditionelles Pflichtbewussten mit individueller Selbstverwirklichung auf einen Nenner zu bringen. Das geschieht dadurch, indem alte Werte einfach neu interpretiert werden. Die größte Gruppe bilden dabei mit 21 Prozent die Hedonisten, die modernen Unterschichtsjugendlichen, die wenig Zukunftsperspektiven haben, im Hier und Jetzt leben und sich mit Konsum und Fun belohnen. Dieser Lebensstil ergibt sich häufig aus einem sanktionierenden Erziehungsstil. Hedonistische Jugendliche kommen meist aus einem hinsichtlich Sozioökonomie und Bildung schwachenMilieu, in dem auf Grund entsprechender Mentalität, angespannter finanzieller Situation und eines konflikthaften Beziehungsklimas eine strenge Erziehung vorherrscht (vgl. Raithel 2005, S. 577ff).

Die nächstgrößeren Gruppen sind die digitalen Individualisten und die Adaptiv-Pragmatischen mit jeweils 18 Prozent, wobei sich erstere  in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft am wohlsten fühlen, da sie  eine gute Ausbildung besitzen,  experimentierfreudig sind und kreativ tätig sein wollen. Den Adaptiv-Pragmatischen, also den Anpassungsfähigen, am Machbaren Orientierten, ist hingegen Sicherheit wichtig, wobei sie fleißig, flexibel und anpassungsfähig sind. Ihnen ähnlich sind die Konservativ-Bürgerlichen mit 17 Prozent, die verstärkt auf traditionelle Werte wie Selbstdisziplin setzen. Für die Gruppe der Performer mit 15 Prozent steht die Leistung im Vordergrund, und sie sind daher karriereorientierte Optimisten. Die kleinste Gruppe bilden die Postmateriellen mit 10 Prozent, die sich gegen den Zeitgeist stemmen und dem Konsum eher kritisch gegenüberstehen.

Aufgrund der relativ schmalen Datenbasis beziehungsweise der Methode der Online-Befragung sind solche Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten. Sinus-Milieu ist ein geschützter Begriff aus der Markt- und Sozialforschung und gruppiert Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln, wobei grundlegende Wertorientierungen dabei ebenso in die Analyse eingehen wie Alltagseinstellungen etwa zur Arbeit, zur Familie, zur Freizeit, zu Geld und Konsum. Die Sinus-Milieus werden von Markenartikel-Herstellern und Dienstleistungsunternehmen für das strategische Marketing, für Produktentwicklung und Kommunikation genutzt, aber auch politische Parteien, Ministerien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbände bedienen sich dieser Daten.

Literatur
Raithel, Jürgen (2005). Erziehungserfahrungen und Lebensstile Jugendlicher. Zeitschrift für Pädagogik, 51, 568-581.
WWW: http://psychologie.stangl.eu/artikel/erziehung-lebensstil-jugendliche.shtml (13-04-04)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sinus-Milieu (12-09-21)
http://diepresse.com/text/home/panorama/oesterreich/1384683 (13-04.04)


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