Mädchen werden im Durchschnitt früher eingeschult, haben bessere Leistungen beim Lesen, wiederholen seltener eine Klasse und bleiben seltener ohne Schulabschluss. Sie brechen auch das Studium seltener ab. Arne Hoffmann hat ein Buch mit dem Titel „Rettet unsere Söhne“ geschrieben, denn für ihn ist die Lage nach intensiven Recherchen klar und dramatisch: „Anscheinend hat die intensive Förderung der Mädchen, die Konzentration darauf, sie ja nur nicht gegenüber den Jungen zu kurz kommen zu lassen, zu einem eklatanten Problem geführt: Unter der einseitigen Bevorzugung der Mädchen haben die Buben gelitten, ihr Dilemma ist nicht mehr zu ignorieren.“ Diese Misere wird erst langsam von Soziologen und Erziehungswissenschaftlern erkannt und benannt werden, denn Jungen wachsen immer häufiger in Lebenswelten auf, die für sie befremdlich sind. In diesen werden ihre männlichen Eigenschaften und Qualitäten nicht geschätzt, sondern herabgesetzt und zurückgewiesen. Auch in anderen Ländern wird über die „Krise des Knabenalters“ geforscht. Ulf Preuss-Lausitz schreibt dazu: „Dass Mädchen an den Schulen zu kurz kämen, hat fast nur noch historische Bedeutung.“ Gründe für diese Entwicklung gibt es zahlreiche. Einer der wichtigsten: Buben, die nur mit der Mutter als Alleinerzieherin aufwachsen, erleben zuerst die Mama, dann die Kindergärtnerin, dann die Volksschullehrerin als Bezugsperson. Zahlreiche Studien belegen, dass Buben in Schulen benachteiligt werden, wobei amerikanische Untersuchungen sogar davon sprechen, dass in Schulen 90 Prozent der verteilten Strafen an Buben gingen, selbst wenn sich Buben und Mädchen in vergleichbarer Weise ungezogen benehmen.
Rollen-Klischees fördern Unterschiede
Dass männliche Schüler beim Lesen schlechter abschneiden als Mädchen hat vermutlich ein Geschlechter-Klischee als Ursache, das positive oder negative Auswirkungen auf die Lesefreude und damit auf die Leseleistung haben. Solche Stereotype beeinflussen den Kompetenzglauben der Kinder, denn Buben, die fest daran glauben, dass Mädchen besser lesen, schätzen ihre eigene Lesekompetenz eher gering ein und lasen dementsprechend weniger gerne. Schulkinder lassen sich demnach von Rollen-Klischees beeinflussen, was etwa ihre Mitschüler oder sie selbst denken, sind dann weniger motiviert und glauben weniger an sich selbst. In der Folge lesen sie aicj weniger als sie aus sich heraus vielleicht lesen würden, sodass aus einer potenziellen Leselust Lesefrust wird, was dann ihre Leseleistung beeinträchtigt. Sowohl Eltern als auch LehrerInnen sollten daher mehr auf die persönlichen Stärken der Kinder achten und damit geschlechtsneutral umgehen, d. h., Väter sollten ihren Söhnen mehr vorlesen, Lehrer sollten mehr spannende Texte für Buben nutzen. Lehrkräfte sollten daher schon in der Ausbildung lernen, mit dieser Heterogenität umzugehen.
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So ein Quark.
So beginnen anscheinend wichtige Kommentare. Wissenschaftlichkeit begründet sich oft in Einzelfällen aus dem persönlichen Erleben.
Völlig unerheblich sind Untersuchungen, die belegen, dass Jungs anders ticken und eine ganz andere Art von Betreuung und Erziehung brauchen. Auch der Aggressionslevel von Jungs ist anders. Die vorwiegend weibliche Erziehung wird Jungs also nicht gerecht.
Aber auch dieser Aufschrei wird im Geldmangel der Bildungsmisere untergehen.
So ein Quark. Erziehung beginnt in der Familie. Meine Eltern hatten vor 40 Jahren auch nur weibliche Kindergärtner. Kindergärtnerinnen und Grunschullehrerinnen erleben Kinder nur wenige Stunden in der Woche und das bei unzähligen Kindern. Wie sollen diese die Kinder da überhaupt erziehen?
Erziehung ist Elternsache. Wenn Jungen mehr männliche Vorbilder benötigen, warum fangen wir dann nicht in der Familie an? Mehr Männer zu Hause, die auch einmal andere Rollenbilder vermitteln, mit den Jungen lesen und schreiben.