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Orientierungssinn im menschlichen Gehirn

Gilder et al. (2018) konnten erstmals nachweisen, dass sich vor allem im Kleinhirn und Hirnstamm magnetische Kristalle (vermutlich Magnetite ) befinden, die möglicherweise zur Orientierung dienen. Manche Tiere besitzen bekanntlich einen Sinn, mit dem sie das Magnetfeld der Erde wahrnehmen können, das  etwa Zugvögeln zur Orientierung dient oder damit sich Wale im Ozean zielgerichtet über sehr lange Strecken bewegen können.

Der Mensch besitzt damit theoretisch die Voraussetzungen für eine solche Orientierung, denn es ließen sich auch im menschlichen Gehirn magnetische Kristalle nachweisen. Bei einer systematischen Untersuchung der Verteilung der magnetischen Partikel im gesamten menschlichen Gehirn zeigte sich, dass vor allem im Kleinhirn und im Hirnstamm solche Kristalle zu finden sind, und zwar in einer asymmetrischen Verteilung zwischen der linken und rechten Gehirnhälfte. Das menschliche Gehirn nutzt bekanntlich Asymmetrien für die räumliche Orientierung, etwa auch beim Hören. Der Mensch verfügt nach diesen Untersuchungen zwar über einen potenziellen magnetischen Sensor, doch aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieser Sensor viel zu schwach, um eine relevante biologische Funktion zu haben.


Davies et al. (2019) haben übrigens gezeigt, dass auch Strandkrabben nicht einfach nur darauf loskrabbeln, sondern sie können sich einen optimalen Weg durch ein Labyrinth einprägen, was bedeutet, dass sie demnach über komplexe Lernfähigkeiten und sogar ein räumliches Gedächtnis verfügen müssen. In einem Testlabyrinth fanden sie bei jedem neuen Versuch schneller zum Futter am Ende des Labyrinths, d. h., sie entschieden sich an den Abzweigungen zunehmend richtig, bis sie schließlich perfekt durch das Labyrinth navigieren konnten. Offenbar konnten sich die Tiere den Weg auch nachhaltig einprägen, denn auch nach zwei Wochen fanden sich die Krabben noch immer gut in dem vertrauten Labyrinth zurecht. Unklar bleibt, woran sich die Tiere orientieren oder welches Konzept sie beim Lernen nutzen, vermutlich nutzen sie eine Form des sequentiellen Lernens.

Literatur

Davies, Ross, Gagen, Mary H., Bull, James C., & Pope, Edward C. (2019). Maze learning and memory in a decapod crustacean. Biology Letters, doi:10.1098/rsbl.2019.0407.
Gilder, Stuart A., Wack, Michael, Kaub, Leon, Roud, Sophie C., Petersen, Nikolai, Heinsen, Helmut, Hillenbrand, Peter, Milz, Stefan & Schmitz, Christoph (2018). Distribution of magnetic remanence carriers in the human brain. Scientific Reports, 8, doi:10.1038/s41598-018-29766-z.


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