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Ersetzen neue Medien das Gedächtnis?

David Bauer, ein Journalist, schrieb am 25.10.2009 unter dem Titel „Das Gehirn auf Standby„:  „Ja, haben wir denn den Verstand verloren? Wir googlen statt zu denken. Wir haben Smartphones, die für uns schlau sind. Und unser Gedächtnis haben wir durch elektronische Notizen ersetzt. Alle möglichen Geräte und Programme synchronisieren wir miteinander, bloss unser Gehirn haben wir abgekoppelt. Niemals, sagt sich der aufgeklärte Geist, würde ich mein Denken an Maschinen auslagern. Doch ein jeder, der sich selber ein wenig beobachtet, wird im Alltag zig Momente finden, in denen wir unser Gehirn nicht mehr benutzen. Kleinigkeiten, die in ihrer Summe den Denkapparat zunehmend in den Standby-Modus versetzen. Anstatt kurz nachzudenken, was wir eigentlich über Afghanistan wissen, ist sofort Wikipedia aufgerufen. Anstatt ein entfallenes Fremdwort aus dem Gedächtnis hervorzulocken, helfen wir uns blitzschnell mit einem Übersetzungsprogramm auf die Sprünge. Anstatt uns nach dem Weg zu erkundigen, fummeln wir uns durch die Kartenapplikation auf dem Mobiltelefon.“
Auch wenn diese Argumentation auf den ersten Blick übertrieben erscheint – die heranwachsende Generation ist von dieser Entwicklung voll betroffen, aber sie hat keine Erinnerung mehr, dass es einmal einen Knoten im Taschentuch gab oder eine Randnotiz in einem Buch oder ein Notizbuch, in dem man wichtige Dinge festhielt, oder diese gelben Zettel, die man überall hinkleben konnt! Vermutlich wird die neue Generation andere Probleme haben und sie anders lösen, als wir es uns vorstellen. SovielPessimismus aus diesen Zeilen spricht, so wenig davon sollen wir uns als die altvorderen Bildungsbürger im Umgang mit den neuen Technologien leisten.
Möglicherweise wirkt sich die Möglichkeit, alles zu googeln, langfristig dahingehend aus, dass das menschliche Langzeitgedächtnis allmählich reduziert wird. Allerdings sind die möglichen Konsequenzen individuell sehr verschieden, denn sollten sich manche nahezu komplett auf das Internet verlassen und sich weigern, Dinge eigenständig und eventuell auch mühevoll selbst einzuprägen, so sollte dies das Gedächtnis bzw. die Übung im Umgang mit dem Gedächtnis solcher Menschen in der Tat allmählich schwächen. Allerdings ist das nach Ansicht von Experten jedoch keine notwendige Konsequenz aus dem Gebrauch des Internets, denn das Googeln kann auch viele neue Informationen liefern, die man erfolgreich in sein eigenes Gedächtnis integrieren kann., sodass der Gebrauch des Internets das Gedächtnis auch beflügeln kann.


Anmerkung: Der Begriff Neue Medien wird vielfach verwendet, um die Abgrenzung zu tradierten Medien zu betonen, doch hat der Begriff eine gewisse Unschärfe und unterliegt einem fortlaufenden Bedeutungswandel. Zwar beruht der Begriff der digitalen Medien zumindest auf einem einheitlichen Format der Datenspeicherung und des Datenaustauschs, doch ist die Unterscheidung zwischen alten und neuen Medien überholt, da eine u?ber zwanzig Jahre alte Technik wie das Internet nicht mehr als neu bezeichnet werden kann. Der digitale Code traf übrigens schon auf die ersten Taschenrechner zu.


Der lesenswerte Beitrag ist unter http://www.davidbauer.ch/2009/10/25/das-gehirn-auf-standby/ zu finden.


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