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Suchtpotential von Browsergames und Online-Spielen

Der Suchtfaktor von Browsergames rührt vor allem aus der Tatsache, dass diese Spiele kein wirkliches Ende haben, sondern durch immer neue Erweiterungen die Neugier der Spielenden anregen und noch mehr Onlinepräsenz verlangen. Viele der Onlinespiele sind in soziale Netzwerke wie Facebook eingebunden und die SpielerInnen sind dem gleichzeitigen Druck durch die Online-MitspielerInnen ausgesetzt, denn wer nicht immer online ist um mitzuspielen, kann aus einer virtuellen Gruppe ausgeschlossen werden oder zumindest seinen schon erreichten Status verlieren.

Fast alle Jugendlichen sind heutzutage bei Facebook angemeldet, wobei vor allem Facebook für junge Mädchen und junge Frauen gerade das bietet, was sie suchen: Bestätigung. Besonders junge Frauen, die schüchtern sind oder ein geringes Selbstwertgefühl haben, holen sich über die sozialen Netzwerke jene Aufmerksamkeit, die sie im Alltag nicht bekommen. Während sich männliche Jugendliche ihre Bestätigung nach wie vor über das Spielen, den Wettkampf holen, kompensieren Mädchen ihre Defizite über die Kommunikation. Durch kostenlose Onlinespiele mit unzähligen Schwierigkeitsstufen werden auch männliche Jugendliche, die gar nicht so gern chatten, zu Facebook gelockt. Bei den meisten Jugendlichen ist im Alter von 13 bis 15 Jahren aber die Persönlichkeitsfindung längst nicht abgeschlossen, sondern erst mit 18, 19, 20 Jahren.

So bergen auch auf  den ersten Blick „harmlose“ Spiele wie FarmVille beträchtliches Suchtpotential, die letztlich auch finanzielle Risiken bergen, da man sich durch sehr reales Geld einen besseren Status verschaffen kann. Bei dem Spiel FarmVille handelt es sich um ein Browsergame in Form einer Farmsimulation und ist als Applikation auf dem sozialen Netzwerk Facebook verfügbar. Sinn des Spiels ist es, eine eigene Farm aufzubauen, wozu das Anlegen von Feldern, Pflanzen von Bäumen und die Versorgung der Tiere auf der virtuellen Farm gehört. Dadurch wird das solchen Kommunikationplattformen ohnehin innewohnende Suchtpotential beträchtlich gesteigert, denn zur Neugier kommen hier oft kompetitive Merkmale.

Facebook ist eine Neidmaschine.
Studien zeigen, dass Leute nach einer Facebook-Session unglücklicher sind als davor
Rolf Dobelli

Machen soziale Netzwerke anfälliger für Drogen?

Eine amerikanische Studie an 500 Eltern und 2.000 Jugendlichen  ergab, dass Jugendliche, die soziale Netzwerke nutzen, fünf Mal häufiger rauchen, drei Mal häufiger Alkohol trinken und doppelt so oft illegale Substanzen konsumieren als ihre Peers, die die nicht online vernetzt sind. 70 Prozent der Probanden und Probandinnen verwenden, von denen etwa die Hälfte öfters Fotos von betrunkenen oder anderweitig beeinträchtigten Jugendlichen bei Facebook und Co sehen, worin die Forscher einen Grund für die Diskrepanz zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern sozialer Netzwerke orten. Es besteht vermutlich aber kein direkter Kausalzusammenhang, sondern der Zusammenhang ergibt sich über andere vermittelnde Variablen, etwa gemeinsame Faktoren in der Sozialisation.

Die Attraktivität der sozialen Medien von YouTube, Instagram, Snapchat, Facebook, Netflix etc. hat mit der großen Anzahl an PsychologInnen und Werbefachleuten zu tun, denn solche Angebote sind nicht nur außerordentlich attraktiv, sondern sie sind ausschließlich darauf ausgerichtet, die UserInnen mit allen möglichen psychologischen Tricks möglichst lange auf ihrer Plattform zu halten bzw. sie immer wieder auf diese zu bringen. Sie wissen mehr über die psychische Gestimmtheit ihrer UserInnen als diese selbst und können deshalb bei ihnen ein maximales Suchtpotential entwickeln, was übrigens auch für die älteren Generationen gilt, die genauso Opfer der digitalen Revolution werden wie die Jungen.

Onlinesucht maskulin

Beim Deutschen Suchtkongress in Berlin 2016, bei dem neue Ansätze zur Diagnostik und Therapie der Online-Sucht vorgestellt wurden, zeigte sich, dass Online-Sucht in erster Linie maskulin bestimmt ist. Zwei unterschiedliche Studien aus der Universität Erlangen und dem kriminologischen Institut Hannover konnten unabhängig voneinander zeigen, dass eine hohe pränatale Androgenexposition eine hypermännliche Organisation des Gehirns, sowohl die Entwicklung von Linkshändigkeit und das Entstehen einer Online-Sucht begünstigt. Man nimmt an, dass präfrontal vermittelte Kontrollprozesse bei Internet-Sexsucht reduziert sind, wobei Menschen mit Online-Sexsucht, vor allem Männer mittleren Alters waren, sich durch einen guten Bildungsstand und gute soziale Integration bei beruflichem Erfolg auszeichneten. In den Persönlichkeitsdimensionen zeichnen sich Online-Sexsüchtige durch niedrige Extraversion, hohe Neurotizismuswerte sowie geringe Gewissenhaftigkeit aus. Diese Gruppe wies häufiger Kindheitstraumatisierungen (emotionaler und körperlicher Missbrauch, emotionale Vernachlässigung) verglichen mit Online-Spielsüchtigen und der Normalbevölkerung auf.

Informationen zur Online-Sucht

Quellen
www.pressetext.com/news/20110825024 (11-09-22)
http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/onlinesucht-100.html (15-06-11)
http://www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen/article/1473747911-online-sucht-ist-primaer-maskulin.html (16-09-12)


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Ein Gedanke zu „Suchtpotential von Browsergames und Online-Spielen“

  1. Spielsucht ist wirklich etwas schlimmes. Meine Freundin ist leider davon betroffen. Sie ist Stundenlang in diesen Browserspielen. Wobei es mich vor ein paar Jahren ebenfalls fast getroffen hätte. Als ich merkte, das ich zu viel Zeit in ein Browserspiel steckte, löschte ich meinen Account und habe seit her kein Browsergame mehr angerührt. Das Hauptproblem besteht darin, das man am besten IMMER online sein muss, sonst hat man gegenüber seinen Mitspielern einen Nachteil.

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